Das neue Begleitbuch zur Ausbildung für Chorleiter:innen
Zukünftige Chorleiter:innen können sich freuen: Im neuen Begleitbuch zur Chorleiter:innen-Ausbildung im SCV sind alle prüfungsrelevanten Themen aufbereitet und zusammengefasst worden. Wer nun also an einem C2- oder C3-Lehrgang des SCV teilnimmt, bekommt ab sofort standardmäßig ein Exemplar. Aber warum war das überhaupt nötig? Wir haben bei Nikolai Ott, Musikdirektor im SCV und verantwortlich für die Ausbildungen, nachgefragt.
Dank der Bewilligung entsprechender Fördermittel wurden die Ausbildungsinhalte 2022 in Buchform gebracht sind nun seit diesem Jahr im Einsatz. Insgesamt fünf Autoren waren mit der Ausarbeitung beschäftigt.
Ott betont, dass es sich bei der Veröffentlichung allerdings nicht um ein Nachschlagewerk oder ein Handbuch zum Thema Chorleitung handle, sondern explizit um ein Begleitbuch zum Lehrgang, das speziell auf die Prüfungsinhalte des SCV zugeschnitten ist. „Gerade in Musikgeschichte oder Musiktheorie kann man sich ja streiten, welche Schwerpunkte man setzt. Das Thema Musikgeschichte, das ich ja auch verantworte, bezieht sich in diesem Buch explizit auf unsere Ausbildung. Wir erheben gar nicht den Anspruch auf Vollständigkeit“, erklärt Ott. Wer also auf der Suche nach einem Nachschlagewerk ist bzw. Chorleitung von der Pike auf lernen will, sei mit einem Standard-Werk besser beraten: „Da gibt es ja schon viele sehr gute Bücher.“
Von der Idee zum fertigen Buch
Bei der Erstellung eines Konzepts habe Ott sich zunächst eine Stichwortliste mit Kapiteln gemacht, die auf alle Fälle abgehandelt werden müssten. Parallel sei er seine Lehrgangsunterlagen noch einmal durchgegangen: „Und dann habe ich überprüft: Wie viel Deckung gibt es und was muss komplett neu rein?“ Im gesamten Schaffensprozess habe man natürlich auf die jahrelange Erfahrung der Dozent:innen zurückgreifen können, so Ott. Im Zuge dessen wurde das eine oder andere Thema auch noch einmal neu strukturiert.
Vor allem das Kapitel über das Thema Chorleitung sei dabei sehr viel ausführlicher geworden. „Wie strukturiere ich eine Chorprobe? Wie kann ich einen Chor aufstellen? Solche Themen hat man früher weniger bedacht. Es geht ja gar nicht darum, apodiktisch zu sagen, so wird es gemacht, vielmehr geht es darum den Leuten ein Mindset zu ermöglichen und zu sagen: Mann kann einen Chor auch umstellen. Viele denken, es muss einfach so sein, dass Sopran, Alt, Tenor und Bass in dieser Aufstellung stehen. Und das ist am Ende des Tages gar nicht so“, erläutert Ott.
Über den Inhalt
Eines der umfangreichsten Kapitel im Buch ist das Thema Chorleitung und Probenmethodik, gefolgt von Musiktheorie. „Das ist erfahrungsgemäß das Angstfach der Prüflinge“, sagt Ott. „Aber das gehört natürlich ganz genauso dazu wie Stimmbildung. Man muss wissen: Was vermittle ich dem Chor eigentlich? Was wollte der Komponist mir mit dieser Komposition sagen?“ Dafür sei die Theorie einfach wichtig.
Es folgt das Kapitel Gehörbildung, in dem es vor allem um relative Solmisation als Technik geht. Besonders wichtig ist Ott das Kapitel über Stimmbildung und Stimmphysiologie bzw. Stimmsprache: „Ich glaube, da ist es sehr wichtig, dass die Leute viel Input bekommen.“ Ein weiteres Kapitel befasst sich mit Musikgeschichte. Außerdem beinhaltet das Buch ein Glossar mit Rechtsbegriffen. Ott erklärt: „Also beispielsweise was ist die GEMA bzw. was ist der Unterschied zwischen GEMA und VG Musikedition? Themen, die man in dieser kurzen Ausbildungszeit vielleicht mal anschneidet, aber nicht gänzlich klären kann…“
Zum Teil fungiert das Buch auch als Arbeitsbuch: In der Gehörbildung gibt es z. B. kleine Melodiediktate in digitaler Form mit Lösungen, die man selbstständig machen kann. In der Chorleitung werden praktische Übungen gestellt. Und in der Musikgeschichte gibt es eine kleine Übersicht mit 40 Stücken, die der Chorleiter kennen sollte – als Überblick, was es eigentlich an Literatur gibt.
Besondere Herausforderungen
Zwei große Herausforderungen gab es für Ott bei der Erstellung des Buchs: „Zum einen wollten wir kein Kompendium schreiben, sondern ein Begleitbuch – und dann muss man eben sehr stark strukturieren, was essenziell ist bzw. was einfach nice to have wäre und was man komplett rauslassen kann.“ Da eine Priorisierung zu finden, sei besonders schwierig gewesen.
Und zum anderen sei es gar nicht so einfach, ein Buch über Chorleitung zu schreiben: „Man muss alles sehr genau auf Verständlichkeit überprüfen. Wenn ich über Handbewegungen oder Handhaltungen schreibe, ist das viel komplizierter auszudrücken, als es einfach zu zeigen. Prägnant und verständlich über Chorleitung zu schreiben, war meiner Meinung nach die größte Herausforderung. Das ist im Miteinander, mit Aktion und Reaktion, viel besser zu vermitteln.“ Ab diesem Jahr soll das Begleitbuch nun in der Praxis getestet werden. Ott ist zufrieden: „Da wird es sicher noch Bedarf zum Bearbeiten und Revidieren geben, aber jetzt sind wir schon mal ein großes Stück weiter.“