Der Geschäftsführer des neu gegründeten CV Nordschwarzwald im Gespräch
Aufgrund der vom Schwäbischen Chorverband vorangetriebenen Reform der Regionalchorverbände, wonach u.a. Landkreisgrenzen mit Chorverbandsgrenzen übereinstimmen sollen, hat sich im Oktober 2023 der Chorverband Nordschwarzwald neu gegründet, eine Fusion der ehemaligen Verbände Enz, Kniebis-Nagold und Hermann Hesse. Die SINGEN hat mit dem Geschäftsführer und Vizepräsidenten des neuen RCV gesprochen.
Lieber Herr Heinke, die Gründungsversammlung ist nun rund ein halbes Jahr her. Nehmen Sie uns doch mal mit:
Wie war die Stimmung?
Die Stimmung war sehr gut. Es waren auch über 60 unserer 105 Vereine mit rund 120 Delegierten anwesend, obwohl einige ja eine ganz schön weite Anfahrt nach Simmozheim hatten. Wir haben entsprechend den Regularien für eine Gründungsversammlung das Für und Wider erklärt und die Satzung, die ein kleines Gremium der Vorstände der alten Chorverbände erarbeitet hat, vorgelesen. Fast alles ist einstimmig durchgegangen. Lediglich bei der Beitragsordnung hat es wenige Gegenstimmen gegeben. Auch das neue Vorstandsgremium hat sich einzeln vorgestellt und ist einstimmig gewählt worden.
Die 100-Jahr-Jubiläumsfeier des CV Enz – dessen Vorsitzender Sie waren – war gleichbedeutend mit der Verbandsauflösung. Was lag besonders in der Luft – Wehmut, Aufbruchstimmung oder Vorfreude?
Vor allem Wehmut, weil uns ja 14 Vereine nicht folgen konnten, da sie im Kreis Ludwigsburg liegen und der Reform entsprechend nun dem CV Friedrich Schiller zugeordnet werden.
Von Alpirsbach bis Sternenfels sind es fast 100 Kilometer. Sie haben vorher selbst die weiten Wege im neuen RCV angesprochen. Sind das Hürden?
Das wird sich weisen, wenn wir Verbandstage machen. Die erste Vorstandssitzung haben wir in Wildberg gemacht, das waren für einige schon ziemlich viele Kilometer.
Welche Aspekte verbinden den Enzkreis mit den Kreisen Calw und Freudenstadt im Besonderen? Sie hätten sich ja auch mit Heilbronn, Ludwigsburg oder Böblingen zusammentun können…
Jein. Die Idee des Schwäbischen Chorverbands war, dass wir mit Böblingen zusammengehen. Das wäre ein richtig starker Verband geworden. Aber Böblingen hat abgelehnt, weil sie das Problem hatten, dass das Landratsamt in diesem Fall die Zuschüsse gestrichen hätte. Ein Zusammenschluss mit Heilbronn wäre theoretisch möglich gewesen, aber dieser RCV ist bereits schon sehr groß. Außerdem hätten wir dann alle unsere bisherigen Vereine im Landkreis Calw und Ludwigsburg verloren. So mussten wir nur die 14 Vereine im Kreis Ludwigsburg abgeben. Auch zuvor waren die Verbindungen Richtung Calw näher. Wir sind jetzt der CV Nordschwarzwald; wir sind eine Region, die zusammengehört.
Als klar war, dass Calw und Freudenstadt zusammengehen, haben wir gefragt: Wie wäre das, wenn wir uns euch anschließen? Dort war man sofort glücklich, weil bei denen mehrere Vorstandspersonen nicht mehr weitermachen wollten. Als ich gesagt habe, dass ich die Geschäftsführung übernehmen würde, waren sie natürlich happy, dass sie jemanden haben, der das weiter betreiben wird.
Ein Grund für die Neustrukturierung war und ist ja auch, die finanzielle Ausstattung der RCV zu stärken und Geschäftsstellen zu professionalisieren. Würden Sie sagen, dass das auf den Nordschwarzwald zutrifft?
Auf jeden Fall! Wir haben jetzt eine wirklich professionelle Geschäftsstelle. Es klappt mit der Kommunikation mit den Vereinen hervorragend. Als Rentner bin ich in der Regel immer kurzfristig erreichbar. Zu Jahresbeginn hatten wir mit Overso sehr viel Arbeit. Ich kann auch Schulungen machen – bin das von meinem Beruf her gewöhnt und kann meine Erfahrung aus 40 Jahren Vorstandsarbeit einbringen.
Jeder der drei fusionierten RCV hat in der Vergangenheit eigene Erfahrungen gemacht. Profitieren Sie jetzt dreifach?
Das kann man wirklich sagen! Das hat sich auch in unseren Vorgesprächen und Sitzungen mit dem kleinen Gremium so herausgestellt. Gerade bei der Satzungserstellung sind natürlich von den anderen ihre Erfahrungen mit eingebracht worden, so dass man da eine wirklich sehr gute Satzung erstellen konnte.
Welche positiven Effekte nehmen Sie in den Monaten nach der Gründung schon wahr?
Die Vereine ziehen mit! Wir haben zum Beispiel auf unserer neuen Homepage eine Terminliste für Veranstaltungen,
die ist sehr schnell und sehr gut gefüllt worden. Wenn die Vereine Fragen haben, rufen sie bei mir an oder melden sich per E-Mail. Die Geschäftsstelle wird sehr gut angenommen.
Und was steht in der Zukunft an?
Am 5. Oktober findet unser Verbandstag mit den Ehrungen ab 50 Jahren aktive Mitgliedschaft statt. Ein ‚Gründungskonzert‘ wird es nicht geben, aber unser erstes gemeinschaftliches Projekt als CVN gibt es im September 2025 mit den Chortagen auf der Gartenschau Freudenstadt-Baiersbronn.
Ganz herzlichen Dank für das Gespräch!
Der Chorverband Nordschwarzwald
Präsident des am 8. Oktober 2023 in Simmozheim neugegründeten regionalen Chorverbandes ist der ehemalige Bürgermeister von Maulbronn, Andreas Felchle. Ihn vertreten drei Vizepräsident:innen, die für die drei Bezirke der ehemaligen Chorverbände zuständig sind: Monika Braun-Witt (CV Kniebis-Nagold), Anni Majer (CV Hermann Hesse) und Peter Heinke (CV Enz). Der CV Nordschwarzwald zählt 105 Chöre mit über 2.700 Aktiven in den Landkreisen Freudenstadt und Calw sowie dem württembergischen Teil des Enzkreises.
www.cv-nsw.de