• Was Nähe zwischen Musik, Chor, Publikum und Raum bewirken kann

     

    Wie wäre es mit einem kleinen Gedankenexperiment? Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich ein typisches Chorkonzert vor: Was sehen Sie? Wo steht der Chor, wo die Chorleitung? Wo befindet sich das Publikum? Wie sieht das Licht aus? Wie der Raum? Lesen Sie noch nicht weiter, sondern versuchen Sie erst, sich dies erst genau vorzustellen. Vermutlich haben Sie einen relativ klassischen Konzertraum gesehen, habe ich recht?

     

    Der Chor steht vorne auf der erhöhten Bühne, auf Stufen oder Podesten, angeleuchtet „im Spotlight“. Das Publikum sitzt abgetrennt im Zuschauerraum. Vor dem Konzert befinden sich alle entweder im Vorraum oder das Publikum nimmt bereits die Plätze ein und dann tritt der Chor unter Applaus auf. Eventuell gibt es zwischendurch eine Pause. Während des Konzerts ist der Fokus klar auf der Bühne, ansonsten ist es still im Raum. […]

    Chormusik anders denken

  • Worauf bei der Wahl des Konzertortes geachtet werden sollte

     

     Auf der Suche nach einem geeigneten Aufführungsort gibt es zahlreiche Aspekte, die eine Rolle spielen. Man mag und sollte sie priorisieren – abhängig von individuellen Bedürfnissen und Ausgangslagen kann diese Priorisierung unterschiedlich ausfallen –, doch keinesfalls sollte man über diese Aspekte leichtfertig hinwegsehen.

    Auch für die Wahl des Konzertortes gilt: Sie sollte bedürfnisorientiert erfolgen, d.h. einerseits die Möglichkeiten zur künstlerischen Entfaltung bieten (z.B. geeignete Akustik) und andererseits den logistischen Anforderungen entsprechen. 

    Realistisch betrachtet – gerade im ländlichen Raum – gibt es oftmals keine Alternativen zum bisherigen oder anvisierten Aufführungsort bzw. die mit einem Wechsel verbundenen Umstände – zum Beispiel ein deutlich längerer Anfahrtsweg – sind den Beteiligten und dem Publikum nicht zumutbar. Dann bleibt den Verantwortlichen nichts anderes übrig, als „das Beste daraus zu machen“. 

    Manchmal bieten aber gerade die vermeintlich kniffligen Umstände eine Chance, […]

    An Parkplätze und Garderoben gedacht?

  • Über die Relevanz von außermusikalischen Anreizen zum Konzertbesuch

     

    Neben den logistischen und dramaturgischen Anforderungen an den Konzertort (siehe S. 12/13), können auch einige andere Faktoren eine Rolle dabei spielen, ob eine Veranstaltung – unabhängig ihres Programms – als attraktiv wahrgenommen wird und somit eine Sogwirkung auf potenzielles Publikum ausübt.

     

    Bedürfnisse wandeln sich – nicht nur in den eigenen Lebensphasen, sondern auch verursacht durch äußere Umstände. Wer für (s)ein Konzert begeistern will, muss – um eine breite Zuhörer:innenschaft anzusprechen – vermehrt zusätzliche Anreize für einen Besuch setzen. Vielfach zeigt sich, dass das Angebot eines Konzerts über das reine Aufführen von Musikstücken hinausgehen muss, denn die Konkurrenz drückt von allen Seiten – und damit sind nicht nur alternative kulturelle Veranstaltungen gemeint, sondern auch das heimische Sofa und im Besonderen das „Alles-unter-einen-Hut-kriegen-Müssen“.  

     

    Die soziokulturelle Erlebnis-Gesellschaft strebt zunehmend nach einer Eventisierung. In Zeiten, in denen Musik von überall aus […]

    Das Angebot zeitgemäß gestalten

  • Chancen und Risiken

     

     Benefizkonzerte für Geflüchtete, als Zeichen gegen rechts oder auch gegen Krieg – Benefizkonzerte sind Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten von Bedürftigen im In- und Ausland. Doch was macht ein gelungenes Benefizkonzert aus? Welche Chancen gibt es und welche Risiken sollten in Betracht gezogen werden?

     

    Planung 

     

    Wichtig ist: ausreichend Zeit für die Konzeption einplanen! Es gilt, die Größenordnung festzulegen. Wie viele Musikschaffende wollen etwas aufführen? Welches Ziel soll die Veranstaltung haben? Geld sammeln? Bekanntheit erreichen? Eine Non-profit-Aktion? All das will geklärt sein. Bedenken Sie auch, dass die Zielgruppen bei mehreren auftretenden Musikgruppen unterschiedlich sein können. Es lohnt sich, die musikalischen Inhalte von Seiten aller Aufführenden aus zuzuschneiden und aufeinander zuzugehen.  

     

    Je nach Veranstaltungsort muss außerdem die Gemeinde bzw. das Ordnungsamt miteinbezogen werden – beispielsweise, wenn die Veranstaltung (z.B. Hocketse oder Straßenfest) eine bestimmte Größe überschreitet. Auch müssen die einzelnen Musikgruppen, sollten sie […]

    Das Benefizkonzert: eine Sonderform

  • Insbesondere: Die steuerliche Haftung des Vereinsvorstandes 

     

    Das Thema Steuerhaftung ist als einziger, maßgeblicher Haftungsbereich für die persönliche Inanspruchnahme von Vorständen hervorzuheben. Da das Thema sehr umfangreich ist, wird es nicht nur in dieser Ausgabe der Kolumne „kurz & bündig“ aufgegriffen, sondern in den folgenden beiden Ausgaben fortgesetzt.

     

    III. 

    Von diesen Grundsätzen gibt es eine Ausnahme: Die Steuerhaftung. Der gemeinnützige Verein (die hier gemachten Ausführungen gelten auch für den nicht eingetragenen Verein, § 54 BGB) ist auch ein Steuersubjekt. Ein außerordentlich privilegiertes: Ist seine Gemeinnützigkeit durch Körperschafts- oder Feststellungsbescheid vom zuständigen Finanzamt anerkannt, ist er nicht nur von der Körperschaftssteuer, sondern auch von allen anderen infrage kommenden Steuern mit Ausnahme der Umsatzsteuer und – im Bereich des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes – der Gewerbe-, Umsatz- und Grundsteuer befreit, weil er in diesem Bereich und Umfang einem nicht steuerbegünstigen Unternehmen gleichzustellen ist und mit diesem in Konkurrenz am Markt […]

    Klarstellungen zum Thema „Haftung“ 

  • Vor 125 Jahren traten die „Sänger von Finsterwalde“ ins Musikleben ein

     

     Finsterwalde hat zwar reichlich Musikvereine und Chöre, ihren Ruf als „Sängerstadt“ verdankt die Kommune aber einem anderen Umstand: einem alten Berliner Gassenhauer.

     Der Berliner Komponist, Komödien- und Coupletdichter Wilhelm Wolff (1851-1912) brachte im September 1899 eine von ihm geschaffene Burleske mit dem Titel „Die Sänger von Finsterwalde“ zur Uraufführung. Das Stück mit der Opus-Nr. 249 enthielt ein Liedchen, das damals von drei Schauspieler-Sängern vorgetragen wurde. Es bestand zunächst nur aus zwei Zeilen:  

     

    „Wir sind die Sänger von Finsterwalde, 

    wir leben und sterben für den Gesang.“ 

     

    Die Regieanweisung beschreibt die drei (nicht gerade respektabel wirkenden) Sänger namens Pampel, Knarrig und Strippe so: 

    „Pampel (große dicke Figur; er hat ein helles Jackett und Weste und dunkles Beinkleid an. Großer Schlapphut, Dirigierstab in der Hand), Knarrig (hat einen schwarzen Zylinderhut auf […]

    „Wir leben und sterben für den Gesang“

  • Der Geschäftsführer des neu gegründeten CV Nordschwarzwald im Gespräch

     

    Aufgrund der vom Schwäbischen Chorverband vorangetriebenen Reform der Regionalchorverbände, wonach u.a. Landkreisgrenzen mit Chorverbandsgrenzen übereinstimmen sollen, hat sich im Oktober 2023 der Chorverband Nordschwarzwald neu gegründet, eine Fusion der ehemaligen Verbände Enz, Kniebis-Nagold und Hermann Hesse. Die SINGEN hat mit dem Geschäftsführer und Vizepräsidenten des neuen RCV gesprochen.

     

    Lieber Herr Heinke, die Gründungsversammlung ist nun rund ein halbes Jahr her. Nehmen Sie uns doch mal mit:
    Wie war die Stimmung?

     

    Die Stimmung war sehr gut. Es waren auch über 60 unserer 105 Vereine mit rund 120 Delegierten anwesend, obwohl einige ja eine ganz schön weite Anfahrt nach Simmozheim hatten. Wir haben entsprechend den Regularien für eine Gründungsversammlung das Für und Wider erklärt und die Satzung, die ein kleines Gremium der Vorstände der alten Chorverbände erarbeitet hat, vorgelesen. Fast alles ist einstimmig durchgegangen. Lediglich bei der Beitragsordnung hat es wenige Gegenstimmen gegeben. […]

    „Wir sind eine Region, die zusammengehört“

  • Alfons Scheirle feierte 90. Geburtstag

     

    Der SCV gratuliert seinem Ehrenbundeschormeister Alfons Scheirle ganz herzlich zu seinem 90. Geburtstag. Der Jubilar zählte im Rahmen einer Matinee am 14. April in Fellbach, wo er seit rund sechs Jahrzehnten zuhause ist, zahlreiche Gratulanten, darunter auch den SCV-Präsidenten
    Dr. Jörg Schmidt.

    Seit 2008 Ehrenmitglied des SCV hat Scheirle schon zuvor zahlreiche Auszeichnungen für seine unglaublich umfangreichen Verdienste im Verband erhalten, darunter bereits 1982 die Goldene Ehrennadel. Scheirle war seit Beginn seiner Mitgliedschaft im Schwäbischen Sängerbund 1967 u.a. Rundfunkbeauftragter, Musikausschussmitglied, Bundesjugendreferent, Präsidiumsmitglied und Bundeschormeister.

    Alfons Scheirle wurde am 2. April 1934 in Stuttgart geboren, „durch und durch Schwabe“, wie er über sich sagt, und studierte Schulmusik, Geschichte und Musikwissenschaft. Sich selbst bezeichnete Scheirle als „Lausbub“ zu Schulzeiten, später als „homo ludens“ und grundsätzlich als „völliger Optimist“. Mit den Ensembles des SCV ist er viel gereist, über 300 Chorsendungen hat er im Süddeutschen Rundfunk mitverantwortet. Er zog […]

    Sein Leben der Musik gewidmet

  • Das kürzlich im Wißner-Verlag erschienene Buch „Wunder der Musik“ verspricht im Klappentext die Enthüllung von Geheimnissen, „verwoben mit einschlägigen Anekdoten.“ Da es unmöglich ist, der abendländischen Musikgeschichte auf 354 Seiten gerecht zu werden, ist der Gedanke, sich von der narrativen Seite zu nähern, ein verheißungsvoller.

    Dieses Versprechen löst Autor Lothar Freiburg jedoch nur teilweise ein: Gerade für Leser:innen, denen die Säulen der Musikgeschichte bereits vertraut sind, hätte eine wahre Anekdotensammlung – kurzweilig, prägnant und in sich abgeschlossen – vermutlich einen noch größeren Zugewinn bedeutet.

    Das Buch eignet sich aber hervorragend als Abenteuerfahrt, die mal eher themenbezogen, mal chronologisch verläuft. Der legere Schreibstil begünstigt eine flüssige Lesart. Es ist ratsam, das Buch wie einen Roman zu lesen, von vorn nach hinten. Denn nicht in jedem Kapitel verbirgt sich, was seine Überschrift vermuten lässt: So erzählt das Kapitel „Der Belcanto“ vor allem vom Leben und Werk Giachino Rossinis. Verwunderlich ist gar, […]

    Narrative Musikgeschichte