Aus unserer Reihe über menschliche und tierische Chöre
Katzenkonzerte mit viel Miau und quakende Froschchöre waren bereits Gegenstand unserer Artikel zum Thema „tierische Stimmen“. Hier dreht es sich nun um die klangvolle Kommunikation mit unseren „besten und treuesten Freunden“.
„Beim Männerchor Eberbachtal singt ein Hund mit“ – unter dieser Schlagzeile hat 2017 die Heilbronner „Stimme“ einen Spezialfall von musikalischer Kooperation zwischen Mensch und Tier geschildert. Helden der Story waren ein Männerchor und – als Solistin – eine Hundedame namens „Wolfl“. Die ehemalige Straßenhündin hatte über ihr neues Herrchen den Sprung als Künstlerin auf die Bühne geschafft.
Hunde sind sehr soziale Tiere. Sie leben bekanntlich lieber mit Menschen (oder mit irgendwelchen Vierbeinern) zusammen als alleine durchs Leben zu schnüren. Als Rudeltier ist es der Hund, der ja vom Wolf abstammt, auch gewohnt, sich nach einem Anführer zu richten. Und der ist seit rund 15.000 Jahren ein sogenannter „Primat“ namens „Homo Sapiens“. Diesem Zweibeiner wiederum gefällt es bekanntlich selbst ganz gut, Leitwolf zu spielen, und das nicht nur bei Hunden. Wir kennen solche „Alpha-Tiere“ und „Rudelführer“ auch aus unseren Vereinen, von Sportplätzen, aus den Büros und aus den Kneipen.
Mit Krawatte und eigenem „Gesangsbeitrag“
Hunde fühlen sich in der Nähe der Menschen meist sicher und wohl, die oben genannte Wolfl ist ein Beispiel dafür. Den Zutritt zum Gesangverein ihres Herrchens erhielt sie nur, weil sie dort – wie man von ihr erwartete – still blieb. Gut erzogen, schwieg sie, um bei ihrem Beschützer bleiben zu können. Bald durfte sie zum Vergnügen des Publikums dann aber auch an Bühnenauftritten teilnehmen. Wie die Sänger trug sie eine rote Krawatte auf einem weißen Kragen. Zuletzt wählte man dann auch noch passende Lieder aus, bei denen sie mitbellen durfte.
Diese Geschichte erinnert an ein hübsches Gemälde aus dem Jahr 1842, das ein Männerquartett des Liederkranzes Göppingen zeigt. Unter einem von der Decke schwebenden Blätterkranz singen Vereinsdirigent Dieterich, Vorstand Maier, Vorstand Seefried und Pfarrer Dieterich; der Letztere beschwichtigt mit einer Handbewegung einen kleinen weißen Hund, der vor ihm sitzend mitsingt. Während die Herren sich namentlich identifizieren lassen, bleibt der vierbeinige Mitsänger hier allerdings namenlos.
Mit den Wölfen heulen – eine Spruchweisheit mit Sinn
Darstellungen von mit Menschen „singenden“ Hunden sind recht häufig, wohl weil sie oft etwas Witziges an sich haben. Eine humorige Illustration einer solchen Situation schmückt z.B. den Titel des Buches „Mit den Wölfen heulen“ von Vitus B. Dröscher. In diesem Bändchen erklärt der bekannte Autor und Verhaltensforscher u.a. den Hintergrund, warum Wölfe und Hunde heulen und warum es auch für Menschen Sinn macht, darüber etwas zu wissen. Wölfe als Rudeltiere kommunizieren über weite Strecken durch heulen (singen). Sie halten so miteinander Kontakt bei der Jagd, geben zu erkennen, wenn sie Hilfe brauchen und stellen in kritischen Situationen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit her. Oft dient ihr „Chor-Heulen“ (so der Fachausdruck) in Stresssituationen der Herstellung einer friedlichen, entspannten Stimmung. Dröscher berichtet vom Erlebnis einer Familie, die nachts in einem Zelt von einem Dutzend hungriger Wölfe belagert wurde. Die Familie begann, wie Wölfe herzergreifend zu heulen, worauf die Tiere mit einstimmten, ihren geplanten Überfall auf das Zelt unterließen und friedlich davontrabten.
Mit Kindern – Wum und Wuff, Wuff, Wuff
Singende Hunde in menschlicher Gesellschaft finden wir als Bildmotiv schon seit der Barockzeit, z.B. auf Darstellungen von Festgelagen und heiteren Familienszenen. Besonders beliebt wird das Thema in der populären Bildwelt ab dem 19. Jahrhundert. Zahlreiche Kinderbuchillustration und Bildpostkarten zeigen uns das Musizieren von Mädchen und Buben mit ihren Schoßtieren, nicht selten als Glückwunschkonzert für eine Person. Andere Künstler vermenschlichen musizierende Hunde indem sie sie als Chöre wiedergeben, oder sie ordnen sie krakeelenden, aus der Kontrolle geratenen Sängern (Betrunkenen und Vaganten) zu.
Im modernen Comic und Animationsfilm finden wir ebenfalls jede Menge singende Hunde. Bis in die Hitparade hat es dabei 1972 eine Schöpfung des Komikers Loriot namens Wum gebracht. Für sein Lied „Ich wünsch mir ‚ne‘ kleine Miezekatze“ gab es sogar eine Goldene Schallplatte. Weiter gings dann 1978 mit der Schlager-Parody „Der große Hundechor / Wuff, Wuff, Wuff“ von Conny Jahn, auf dem Plattencover als „Der Hunde-Hit aus Holland“ angepriesen.
„Who let the dogs out?“
Nicht nur im deutschen Schlager tobten die Hunde sich aus, auch auf internationaler Ebene. Hier ein Beispiel aus der Zeit nach der Jahrtausendwende: „Who let the dogs out? Who, who, who, who, who?“ Der Song der Baha Men Gruppe enthält übrigens eine feministische Botschaft. Mit den „dogs“ sind Männer gemeint, die Frauen mit Sex-Anmache und Pfeifen auf der Straße belästigen. Es geht um das „Catcalling“, bei dem Männer wie rollige Rüden Frauen „hinterher bellen und hecheln“.
Zuletzt machte ein Hundechor 2012 von
sich reden – in einem Werbespot von Volkswagen. Dort bellen in einem Animationsfilm elf Hunde den „Imperial March“ aus „Star Wars“, ein viraler Hit, der Millionen Zuschauer fand. Und was meint der Fachmann dazu: „Gemeinsames Heulen – Kontaktheulen – stärkt den sozialen Zusammenhalt zwischen den einzelnen Rudelmitgliedern. Fängt dein Hund an, mit dir zu heulen, tut er gewissermaßen etwas für eure Beziehung.“