Über die Relevanz von außermusikalischen Anreizen zum Konzertbesuch
Neben den logistischen und dramaturgischen Anforderungen an den Konzertort (siehe S. 12/13), können auch einige andere Faktoren eine Rolle dabei spielen, ob eine Veranstaltung – unabhängig ihres Programms – als attraktiv wahrgenommen wird und somit eine Sogwirkung auf potenzielles Publikum ausübt.
Bedürfnisse wandeln sich – nicht nur in den eigenen Lebensphasen, sondern auch verursacht durch äußere Umstände. Wer für (s)ein Konzert begeistern will, muss – um eine breite Zuhörer:innenschaft anzusprechen – vermehrt zusätzliche Anreize für einen Besuch setzen. Vielfach zeigt sich, dass das Angebot eines Konzerts über das reine Aufführen von Musikstücken hinausgehen muss, denn die Konkurrenz drückt von allen Seiten – und damit sind nicht nur alternative kulturelle Veranstaltungen gemeint, sondern auch das heimische Sofa und im Besonderen das „Alles-unter-einen-Hut-kriegen-Müssen“.
Die soziokulturelle Erlebnis-Gesellschaft strebt zunehmend nach einer Eventisierung. In Zeiten, in denen Musik von überall aus niederschwellig in hoher Qualität konsumiert werden kann – galt die Erfindung von Tonträgern zunächst als Meilenstein, haben Bluetooth-Kopfhörer und Spotify das Nutzungsverhalten mittlerweile revolutioniert – muss es also weitere Anreize für einen Konzertbesuch geben, als das bloße Musikhören. Gute Gründe dafür liegen auf der Hand, häufig sind es soziale Faktoren, wie einschlägige Studien belegen: etwas live erleben wollen, Musik im Raum erfahren, unter Menschen sein und Freunde treffen oder „Fan sein“, weil Bekannte oder Familienmitglieder eingeladen haben.
Maßnahmen ergreifen
Ausschließlich darauf zu vertrauen, dass sich das Publikum aus dem Bekanntenkreis der Mitwirkenden rekrutieren lässt, ist riskant (und überhaupt gewollt?). Gerade Angehörige müssen oft zuhause bleiben, weil jemand auf das Kind und den Hund aufpassen oder das Abendessen vorbereiten muss. Und hier lässt sich ansetzen, indem der Veranstalter z.B. für eine Bewirtung sorgt (Arbeit und Verantwortung abgeben durch gastronomische Kooperationspartner:innen!) oder eine Vor-Ort-Kinderbetreuung für die Zeit des Konzerts anbietet.
Neben solchen unterstützenden Maßnahmen, die Barrieren abbauen, – spielen auch anziehende Faktoren eine zentrale Rolle: Welche spezifischen Anreize können gesetzt werden, um die Veranstaltung noch attraktiver zu machen? Neben dramaturgischen und programmatischen Aspekten können das begleitende Workshops sein, ein Angebot, nach dem Konzert mit den Künstler:innen in zwangloser Atmosphäre ins Gespräch zu kommen oder die Verzahnung verschiedener Freizeit-Bereiche. Ein Beispiel für Letzteres könnte sein: Ort und Zeit werden so festgelegt und beworben, dass das Konzert zum Ausflugsziel einer Radtour oder einer Wanderung auserkoren wird. So können außermusikalische Anreize zum Konzertbesuch also auch durch die Örtlichkeit geschaffen werden, durch die Verknüpfung mit einem anderen (kulturellen) Kontext oder wenn ein außergewöhnlicher Anlass jenseits von Weihnachts- und Jahreskonzert gefunden wird.
Aber Achtung: Alle Maßnahmen sind wirkungslos, wenn sie im Vorfeld nicht systematisch und nachhaltig kommuniziert werden!