Der Schwäbische Chorverband und die ProStimme GmbH hatten sich mit dem Badischen Chorverband, dem Landesverband Baden-Württemberg des Verbands Deutscher Konzertchöre (VDKC) und dem Baden-Württembergischen Sängerbund zum „Chorländ“ zusammengeschlossen. Gemeinsam repräsentierten sie den Südwesten Deutschlands bei der chor.com-Messe in Hannover am partnerschaftlichen Stand als den „starken Standort für Chöre“.
Ende September drehte sich im Hannoveraner Congress Centrum alles um Chormusik: die vom Deutschen Chorverband veranstaltete Messe „chor.com“ lud erneut alle Chormusik-Begeisterten für vier Tage nach Niedersachsen ein. In der Aussteller-Halle präsentierten sich neben den Mitgliedsverbänden auch Dienstleister, vom Notenverlag bis zur App für digitales Vereinsmanagement. Mittendrin: der „Chorländ“-Stand. Der geballten baden-württembergischer Chor-Leidenschaft konnten sich die Besucher:innen der Messe nicht entziehen, denn SCV, ProStimme und Co. hatten mit interaktiven Angeboten den persönlichen Austausch angeregt. Und so spielte sich das muntere Treiben in der Glashalle auch insbesondere am Stand der baden-württembergischen Chorszene ab.
Der SCV war personell stark vertreten: Neben Geschäftsführer Johannes Pfeffer sowie Isabelle Arnold waren u.a. auch die Musikdirektoren und ihre Stellvertreter von SCV und SCJ vor Ort.
Die Redaktion der Zeitschrift SINGEN war mit Alexandra Krämer, Sandra Bildmann und Felix Eickelmann ebenfalls vertreten – in regem Austausch mit anderen Chorverbänden und Dienstleistern, um einerseits die SINGEN über ihr regionales Verbreitungsgebiet hinaus noch bekannter zu machen und andererseits wertvolle Inspiration und Kontakte für die weitere Entwicklung der Zeitschrift zu sammeln. Die Redaktion führte zahlreiche Gespräche, darunter auch mit dem Präsidenten des Deutschen Chorverbandes und Bundespräsidenten a.D., Christian Wulff.
„Männerchöre, seid ihr noch zu retten?“
Die Männerchöre verzeichnen seit Jahrzehnten einen Rückgang an Mitgliederzahlen, Vereine lösen sich auf und haben zudem ein Image von Rückwärtsgewandheit und alten Rollenbildern. Dass dies nur ein Klischee darstellt, sollte klar sein, allerdings färbt dieses auf jeden Mann ab, der Teil eines Männerchores ist. Wie geht ein Ensemble damit um, wenn die Öffentlichkeit diese Bilder auf den eigenen Chor projiziert? Solche Assoziationen nahm das junge Ensemble ffortissibros als Ausgangspunkt, um Strukturen, Muster und Verhaltensweisen in der Männerchorszene unter Berücksichtigung von Fachmeinungen zu diskutieren. Es ist ein allgegenwärtiges Thema für das Ensemble geworden, welches regelmäßig für Diskussionsstoff sorgt. Oft ohne Antwort. Unter der Moderationsleitung von Susanne Rode-Breymann, Professorin für Musikwissenschaft mit einem Schwerpunkt in Gender Studies an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, bot der Workshop einen offenen Diskurs. Alle Fachteilnehmer:innen waren aufgerufen, Lösungen zu erarbeiten für die Zukunft der Männerchorszene. Das bewusste Öffnen des Vereins für Kooperationen mit Frauenchören oder queeren Ensembles sowie das Kontextualisieren der historischen Texte waren dabei nur einige wenige Vorschläge von Möglichkeiten und Potenzialen für und von Männerchören in der heutigen Gesellschaft.
Potenziale erkennen und fördern
Dieser Workshop verknüpfte pädagogische Erfahrung mit Erkenntnissen der Neurobiologie und positiven Psychologie. Robert Göstl, Professor für Kinderchorleitung in Köln, erzählte dabei insbesondere von seinen Erfahrungen mit dem Rundfunkjugendchor Wernigerode. Neben den Themen Stimme und Chor ging es ihm vor allem um die Potential-Entfaltung und um den persönlichkeitsbildenden Aspekt musikalischer Bildung. Junge Menschen müssten für das Singen begeistert werden. Potenziale könnten sich dann entfalten, wenn Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit, die Grundbedürfnisse eines Menschen, gefördert würden. Dazu zählt, Jugendliche in organisatorische Planung miteinzubinden, sie aber auch musikalisch zu fordern, beispielsweise durch kleine Ensembles. Es bedürfe stets einer Offenheit, um Entwicklungen zuzulassen, so Göstl und statt einem „ja, aber“ besonders ein „ja, und“.
(K)ein Gesangsverein? Ideen und Impulse für Chorarbeit in ländlichen Gebieten
Chöre im ländlichen Raum sind häufig konfrontiert mit Überalterung, Landflucht, Digitalisierung oder veränderten Bedingungen für das Ehrenamt. Der Workshop unter Leitung von Prof. Dr. phil. Kai Koch und seiner Mitarbeiterin Sophia Koch widmete sich diesen Problemen. Das Projekt „Zukunft.Land.Musik“, kurz „ZuLaMu“, untersucht Gelingensbedingungen und Hürden für Transformationsprozesse in der Laienmusikpraxis ländlicher Räume. Erste Publikationen werden 2025 erwartet. Der Workshop diente dazu, Themen der Teilnehmenden zu sammeln und anschließend Impulse mitzunehmen. Erste Ideen zeigten, ein „Kindergarten-Cup“ ein- bis zweimal pro Jahr kann helfen, um Kindern das Singen schmackhafter zu machen. Projektchöre statt fester wöchentlicher Termine, zeigten sich oft als zuverlässigere Alternative. Auch das bewusste Öffnen des Vereins für Kooperationen oder den Zusammenschluss mit anderen Vereinen waren erste Ideen für weitere Perspektiven im ländlichen Raum.