Wie sich die Öffentlichkeitsarbeit des eigenen Chores mit und ohne Social Media
optimieren lässt
Jeden Tag verbringt der/die durchschnittliche Deutsche etwa 1,5 Stunden in den sozialen Medien. Besonders viele jüngere Ensembles tätigen ihre Öffentlichkeitarbeit heute über Instagram. Aber welche Kanäle können noch genutzt werden? Und wie kann ich sie nutzen, um die Nutzer:innen als potentielle Sänger:innen zu gewinnen? Ein grober Überblick.
Vorbemerkung: Zuerst sollten Sie sich vergewissern, wer Sie sind. Wofür steht Ihr Ensemble, was sind Ihre Ziele? Dazu zählen neben der Altersstruktur auch die Konzertgestaltung und das Repertoire. Welchen ersten Eindruck bekommen Fans, wenn sie auf Ihr Profil stoßen? Welches Bild soll in ihren Köpfen bleiben? Gibt es spezielle Zielgruppen, die Sie mit Ihrem Angebot ansprechen? Welche Besonderheiten hat Ihr Chor oder Orchester, die Sie von anderen Musikgruppen unterscheiden? Anhand der Antworten dieser Ziele lässt sich oft schnell erkennen, welche Strategie die richtige ist, so dass Sie sich positionieren und einen Redaktionsplan erstellen können (siehe dazu auch S. 10 – 15).
Klassische Medien
Besonders im Amateurmusikbereich erscheint die Lokalzeitung als das wahrscheinlich wichtigste Medium zur Vermarktung. Der Chor singt ein gutes Konzert und die Presse berichtet darüber. Je besser das Konzert, desto größer die Resonanz in der Presse. Für die Altersgruppe über 40 wird das klassische Printmedium wie die Lokalzeitung eher in Betracht kommen als für jene darunter. In der Altersgruppe über 70 ist die Nutzung von Social Media laut der Online-Studie von ARD und ZDF nur „verschwindend gering“, eine Nutzung von klassischen Medien wie Zeitungen oder Zeitschriften dafür umso konstanter.
Eine Erleichterung kann sein, wenn es feste Ansprechpersonen zwischen Chor und Lokalpresse gibt. Um gezielt die richtige Medienvertretung anzusprechen, hilft ein Presseverteiler oder das Anlegen einer Pressemappe. Diese kann sowohl online auf der Vereinsseite heruntergeladen oder vor Ort gedruckt an die Presse verteilt werden. Diese Pressemappe sollte im Idealfall die letzten Presseartikel und einige gute Fotos enthalten (möglichst hohe Auflösung im Hoch- und Querformat mit aussagekräftigen Motiven). Sehen Sie in der Auswertung der vergangenen Artikel über Ihr Ensemble eine Chance, um die Performance und damit die Resonanz in der Presse beim nächsten Konzert weiter zu steigern!
Eine weitere klassische Möglichkeit ist es, Flyer zu erstellen und an (Musik-)Schulen und den örtlichen Geschäften auszulegen. Überhaupt ist es naheliegend, zunächst in der eigenen Umgebung die Werbetrommel zu rühren als anderswo. Schließlich möchten Sie lokale Angehörige für Ihren Chor als Zuhörer:innen bzw. Mitglieder gewinnen. Auch Aushänge, Kirchblätter und Verbandszeitschriften der Amateurmusik sind wichtige Medien zur Öffentlichkeitsarbeit. Sie als Chor bzw. Verein können dort beispielsweise auch Anzeigen schalten.
Social Media
Zunächst, bevor Sie den ersten Beitrag veröffentlichen, sollte sich jedes Ensemble vergewissern, wie es nach außen hin auftreten möchte – ähnlich wie bei der „klassischen“ Öffentlichkeitsarbeit in Printmedien. Was möchten Sie von sich teilen? Wann soll es online gehen? Warum soll etwas geteilt (= von anderen Nutzer:innen weiterverbreitet) werden? Was möchten Sie damit erreichen? Natürlich ist ein geselliger Vereinsabend authentisch, allerdings sollte in Betracht gezogen werden, dass nicht jede Person so im Internet erscheinen möchte. Daher ist es wichtig, sich Strategie und Positionierung anzulegen. Neben Authentizität ist aber auch Unterhaltung ein wichtiger Faktor: Genauso unterhalten, wie Sie sich beim Konzert fühlen möchten, soll der Zuschauer:innenschaft der Chor präsentiert werden. Das absolute Minimum ist daher eine eigene Webseite mit den wichtigsten Daten und Fakten sowie einem Vereinskalender über die anstehenden Veranstaltungen und Konzerte des Chores.
Welche Sozialen Netzwerke sind die wichtigsten und wie funktionieren sie?
Laut der Onlinestudie 2023 von ARD und ZDF löste Instagram Facebook als meistgenutzte Plattform in der Gesamtnutzung in Deutschland ab. Die Reihenfolge der wichtigsten Plattformen nach Nutzungszahlen ist damit: Instagram, Facebook, TikTok, Snapchat, Pinterest und Twitter. Interessant ist dabei, dass das beliebteste Medium der unter 30-Jährigen Instagram ist, Facebook aber erst hinter Snapchat und TikTok zu finden ist. Bei der Bevölkerungsgruppe 30 bis 49 verhält es sich etwas anders, hier bilden Facebook und Instagram die beiden größten Gruppen, gefolgt von TikTok, Twitter und Snapchat. Daraus ergibt sich, dass es für die Öffentlichkeitsarbeit eines Chores, der (junge) neue Mitglieder gewinnen möchte, essenziell ist, generell Social Media zu nutzen.
Facebook, 2004 gegründet, war anfangs nur für die Vernetzung von Privatpersonen gedacht, heute besteht ein großer Teil der angezeigten Inhalte aus Werbung. Ebenso ist es möglich, sich dort als Unternehmen oder Institution zu präsentieren. Zusammenfinden kann man sich darüber hinaus in Gruppen, um sich mit anderen Menschen mit gemeinsamen Interessen zu verknüpfen. Instagram, wie auch Facebook Teil des Konzerns Meta, berief sich zunächst auf die Idee, Fotos und Videos von sich mit anderen zu teilen. Weltweit hat es über eine Milliarde Nutzer:innen. Durch den gemeinsamen Mutterkonzern können hier auch Beiträge über andere Plattformen parallel geteilt werden. Vor allem werden mehr Videos, Reels und ähnliche Bewegtbildinhalte angeschaut. Die ARD/ZDF-Onlinestudie spricht in diesem Zusammenhang von einem regelrechten „Videoboom“ auf Social Media. Das liege unter anderem daran, dass der Algorithmus kurze Videos bevorzuge. Das hat auch mit der Konkurrenzplattform TikTok zu tun, die ausschließlich aus Kurzvideos besteht und sich ebenfalls großer Beliebtheit bei der jungen Generation erfreut. Daher hat Instagram diese Funktion in den eigenen Algorithmus mitaufgenommen.
Wie kann ich Social Media für meinen Chor nutzen?
Eine kurze Sequenz aus dem letzten Stück, die besonders viel Spaß macht, das Lieblingsstück des Chores oder etwas ähnliches? Aufnehmen, Beschreibung darunter, online posten und schon ist der erste Schritt zur digitalen Öffentlichkeitsarbeit gemacht. (natürlich achten Sie darauf, dass Sie sich mit dem Inhalt von Ihrer besten Seite zeigen!). Mitgliedergewinnung erreichen Sie nicht nur durch „starre“ Bilder. Kurze Interviews oder Filmsequenzen können eine Alternative sein. Warum sind die Sängerinnen und Sänger Teil des Chors? Was macht den Chor besonders? Warum sollte ich als Fan Mitglied werden? All dies sind Inhalte, die Sie auf Social Media veröffentlichen und als Eigenwerbung nutzen können.
Über Instagram können gezielt lokale, regionale, nationale oder sogar internationale Zielgruppen erreicht werden. Der Unterschied zu klassischen E-Mails liegt in der direkten Rückmeldung, wie oft die Nachricht/das Foto angesehen wurde. Durch die Teilen-Funktion kann die Nachricht außerdem sehr schnell verbreitet werden und zusätzlich die Bindung zwischen Ensemble und den sogenannten Followern gestärkt werden. Wenn Sie z.B. ein Konzert bewerben möchten, können Sie direkt einen Link zur Ticket-Webseite in die Beschreibung des Beitrags einfügen und einen Aufruf starten.
Im Allgemeinen zu erwarten ist, dass nicht alle Mitglieder im Ensemble Interesse an Instagram zeigen werden. Das kann zum einen am Alter der Mitglieder oder am generellen Wunsch, nicht im Internet gezeigt zu werden, liegen. Daher ist es wichtig, ein bis drei Personen auszusuchen, die verantwortlich für den Bereich Social Media sind. Nur eine regelmäßig gepflegte Instagram- oder Facebook-Seite, findet bei der gewünschten Zielgruppe auch Anklang. Halten Sie Rücksprache mit Ihren Chormitgliedern und holen sich deren Einverständnis zu Bild- und Tonaufnahmen im Internet ein bzw. achten Sie sorgfältig darauf, dass niemand gegen den eigenen Willen im Netz zu sehen ist.
Kleine Aktionen vor Ort
Ein Flashmob, ein musikalischer Spaziergang durch das Dorf, Fensterkonzerte, kleine Ständchen oder offenes Musizieren können ebenfalls helfen, die Popularität auf lokaler Ebene zu steigern. Auch eigene Events, wie ein Tag der offenen Tür, kleine Workshops oder Aktionen bei lokalen Kulturveranstaltungen können die Bekanntheit steigern. Ebenso können Kooperationen mit örtlichen Schulen, anderen Ensembles oder sogar Profis helfen. Eine weitere Idee am Rande: Kleine Merchandise-Artikel, wie Luftballons für Kinder oder Bleistifte sind kleine Wiedererkennungsmerkmale, die Ihren Chor in kleinen Schritten nach vorne bringen können.
(Quelle: Instagram nutzen und dessen Mehrwert für Ensembles – frag-amu.de )
- Alle relevanten Inhalte befinden sich an einem Ort und sind für viele Menschen zugänglich.
- Umfassende Informations-, Kommunikations- und Beteiligungsmöglichkeiten entstehen.
- Alle Informationen und Prozesse können vereinfacht und mit Bildern, Grafiken oder Filmen erläutert werden.
- Die Möglichkeiten, sich zu informieren, an Diskussionen oder Abstimmungen teilzunehmen oder eigene Ideen einzubringen, sind orts- und zeitunabhängig. Lediglich ein Internetzugang und ein
internetfähiges Endgerät werden benötigt.
- Die eigenen Aktivitäten können sofort sichtbar gemacht und somit die Reaktionszeiten für die Mitglieder reduziert werden.
- Die Nutzung kann zu einer Gewinnung von jungem Nachwuchs führen.
- Die Reichweite kann beispielsweise durch Hashtags erhöht werden.
- Strukturierte Debatten und transparente Dialoge mit Mitgliedern werden einfacher.
- Sowohl geschlossene Kreise, aber auch die Öffentlichkeit können eingebunden werden.
- Die Auswertung kann vereinfacht werden, z.B. durch die Nutzung von Online-Fragebögen mit anschließender automatischer Aufbereitung.