Mit Bühnenpräsenz das Publikum verzaubern
Celine Dion betritt die Bühne langsam, elegant und bedacht. Sie wird verfolgt von einem Spotlight und das Intro des ersten Titels des Konzertes beginnt. Zu welchem Lied das Intro gehört ist kaum zu erkennen, doch Spannung liegt in der Luft. Dann singt sie den ersten Ton und ballt zum zweiten hohen, lauten Ton ihre Faust und bewegt das Mikrofon weg von ihrem Mund, um den Klang so aufzufangen, wie sie ihn möchte. 5 Sekunden Konzert, nur 2 Töne gesungen und so viel Aussage. Was macht eine wirklich unvergessliche Performance aus? Ist es die Stimme? Die Musik? Oder vielleicht doch die Energie, die ein Künstler auf der Bühne versprüht?
Wenn man sich die großen Stars wie Beyoncé, Celine Dion, Billie Eilish oder Harry Styles ansieht, wird schnell klar: Es ist nicht nur ihr Gesang, sondern vor allem ihre Bühnenpräsenz, die das Publikum in ihren Bann zieht. Sie schaffen es, die Menschen mit jedem Ton, jeder Geste und jedem Blick zu fesseln. Aber was genau ist Bühnenpräsenz, und wie kann man sie als Chor für sich nutzen? Bühnenpräsenz bedeutet mehr, als nur gut auszusehen oder sich elegant zu bewegen. Sie ist die Kunst, auf der Bühne präsent zu sein – mit der Stimme, dem Körper und dem Herzen. Es geht darum, eine Verbindung zum Publikum herzustellen und die Emotionen der Musik spürbar zu machen. Beyoncé ist dafür ein Paradebeispiel: Ihre kraftvolle Stimme kombiniert sie mit eindrucksvoller Choreografie und einer Ausstrahlung, die einfach elektrisierend ist. Aber auch Billie Eilish zeigt, dass Bühnenpräsenz nicht immer laut und energiegeladen sein muss. Mit ihren leisen, intensiven Auftritten schafft sie es, eine ganz besondere Nähe zum Publikum zu erzeugen und auch mit hauchiger Stimme Millionen Menschen zu bewegen.
Das zeigt: Bühnenpräsenz ist kein „Nice-to-have“, sondern ein Muss – egal, ob man als Solist auf der Bühne steht oder mit einem Chor. Sie macht den Unterschied zwischen einer guten und einer großartigen Performance: „It’s the Performance that counts, it’s not the song“ (Celine Dion).
Was ein Chor von den Popstars lernen kann
Doch wie lässt sich das auf Chöre übertragen? Schließlich steht hier keine einzelne Person im Mittelpunkt, sondern eine ganze Gruppe. Die gute Nachricht ist: Auch Chöre können von den Stars lernen, wie man das Publikum begeistert. Der Schlüssel dazu liegt in der Einheit und im gemeinsamen Ausdruck.
Ein Chor, der nicht nur klanglich, sondern auch optisch harmoniert, hat eine ganz andere Wirkung auf das Publikum. Kleine Bewegungen, einheitliche Gesten oder gezielte Blicke können Wunder wirken. Es muss nicht gleich eine ausgefeilte Choreografie sein wie bei einem Show Choir – oft reichen schon subtile, auf die Musik abgestimmte Bewegungen, um die Wirkung zu verstärken. Wenn ein Chor etwa einen emotionalen Moment im Lied durch sanftes Heben der Arme oder durch eine Veränderung in der Haltung betont, wird die Musik lebendiger und greifbarer.
Stimme, Körper und Emotionen im Einklang
Für eine überzeugende Performance spielen mehrere Faktoren zusammen: die Stimme, der Körper und der emotionale Ausdruck. Die Stimme ist natürlich das zentrale Element, aber sie wirkt umso stärker, wenn sie von einem bewussten körperlichen und emotionalen Ausdruck unterstützt wird.
Denken wir an Adele: Ihre Stimme allein ist schon unglaublich, aber ihre Stärke liegt auch in den kleinen Nuancen – in der Art, wie sie Dynamik, Lautstärke und Phrasierung einsetzt. Sie zieht das Publikum mit jeder Note in ihren Bann. Für Chöre bedeutet das, dass es nicht nur um schöne Klänge geht, sondern auch um die richtige Betonung, klare Artikulation und eine fein abgestimmte Dynamik, die das Publikum in den Bann zieht.
Der Körper spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle. Eine aufrechte Haltung vermittelt Selbstbewusstsein, Körperspannung gibt der Stimme Kraft. Und wer sich auf der Bühne bewegt, signalisiert Lebendigkeit und Energie. Das heißt nicht, dass man als Chor ständig in Bewegung sein muss – manchmal kann schon eine kleine Geste oder ein bewusster Schritt nach vorne eine große Wirkung haben.
Nicht zuletzt geht es auch um den emotionalen Ausdruck. Hier können Chöre viel von Künstlern wie Taylor Swift lernen, die in ihren Performances immer Geschichten erzählt. Mit ihrer Mimik und Gestik unterstreicht sie die Botschaft ihrer Songs und macht sie für das Publikum greifbar. Ein Chor kann diesen Ansatz übernehmen, indem er sich bewusst mit den Emotionen der Stücke auseinandersetzt und diese sichtbar macht. Es geht darum, die Gefühle, die in der Musik stecken, auch nach außen zu tragen – sei es durch ein Lächeln, einen Blick oder eine Haltung. Dabei hilft es gemeinsam darüber zu sprechen, wie sich die Aussage des Songs anfühlt. Denn eine Aussage kann viele verschiedene Emotionen bei verschiedenen Sänger*innen auslösen.
Wie man Bühnenpräsenz trainieren kann
Bühnenpräsenz kommt nicht von allein – sie braucht Übung. Aber das Schöne ist: Jeder kann sie entwickeln. Es fängt schon bei den Proben an. Chorleiter*innen können ihre Sänger:innen ermutigen, nicht nur an der Musik zu arbeiten, sondern auch am Ausdruck. Dabei helfen schon kleine Übungen, die Stimme und Körper miteinander verbinden.
Ein gutes Warm-up ist ein erster Schritt. Warum nicht mal die Stimme mit Bewegungen kombinieren? Zum Beispiel können Atemübungen mit einfachen Armbewegungen oder Gehübungen verbunden werden, um den Körper locker und die Stimme frei zu machen und beides zu verbinden. Solche Übungen fördern nicht nur die Körperwahrnehmung, sondern helfen auch, Hemmungen abzubauen: „There is no mistake on stage because there is humanity, bonding emotions“ (Celine Dion).
Hemmungen sind oft die größte Hürde. Viele Sänger:innen scheuen sich, Emotionen oder Bewegungen offen zu zeigen, weil sie Angst haben, sich lächerlich zu machen. Hier können spielerische Ansätze helfen. Eine Idee ist, die Emotionen eines Liedes zu besprechen und dann übertrieben darzustellen – erst allein, dann in der Gruppe. So verliert man die Scheu und entwickelt ein Gefühl dafür, wie man Gefühle überträgt, ohne dass es künstlich wirkt.
Auch schauspielerische Übungen können helfen. Man könnte zum Beispiel Situationen oder Stimmungen nachstellen: Wie fühlt es sich an, wütend zu sein? Wie bewegt man sich, wenn man traurig ist? Solche Übungen machen nicht nur Spaß, sondern stärken auch das Selbstbewusstsein und die Ausdruckskraft. Ein weiterer Tipp ist, in kleinen Gruppen oder sogar mit geschlossenen Augen zu üben. So fühlt sich niemand beobachtet, und die Sängerinnen und Sänger können sich ganz auf ihren eigenen Ausdruck konzentrieren. Mit der Zeit wächst das Selbstvertrauen, und die Hemmungen verschwinden.
Authentizität als Schlüssel
Was alle großen Künstler gemeinsam haben, ist ihre Authentizität. Egal ob Beyoncé, Billie Eilish oder Harry Styles – sie sind alle so unterschiedlich, doch auf der Bühne ganz sie selbst. Das macht ihre Auftritte so besonders. Diese Authentizität können auch Chöre für sich nutzen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, echt zu sein.
Ein Chor sollte sich fragen: Was macht uns aus? Welche Geschichten wollen wir erzählen? Jeder Chor hat seinen eigenen Klang, seinen eigenen Stil und seine eigene Dynamik. All das kann in die Performance einfließen. Wenn die Sängerinnen und Sänger sich mit der Musik und ihrer Botschaft identifizieren, wird das Publikum das spüren.
Der Weg zu einer ausdrucksstarken Performance
Bühnenpräsenz braucht Mut, Übung und manchmal auch ein bisschen Geduld. Aber es lohnt sich, denn eine starke Bühnenpräsenz macht die Musik lebendig und unvergesslich. Der erste Schritt ist, sich auf den Weg zu machen: mit kleinen Übungen, die Stimme und Körper verbinden, mit dem Mut, Emotionen zu zeigen, und mit dem Bewusstsein, dass jeder Chor einzigartig ist. Die Kunst der Performance ist eine Reise, die nie endet – genau das macht sie so spannend. Denn mit jedem Schritt kommt man dem Ziel näher: das Publikum nicht nur zu unterhalten, sondern zu berühren. Und genau darum geht es doch bei der Musik.