Mit ihrem 2024 im Suhrkamp-Verlag erschienenen Roman „Der Chor“ porträtiert Anna-Katharina Hahn Frauen unterschiedlicher Generationen, Herkünfte, Bildungsgrade, Milieus und Prägung. Als Chorsängerin weiß man, wovon sie spricht. Man (er-)kennt die beschriebenen Situationen und Abläufe der Probe und auch das Abbild ganz normaler Frauen der vielfältigen Gesellschaft. Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, beschränkt sich die Rolle des Chores hauptsächlich auf die des verbindenden Elements, weshalb sich die Frauen überhaupt kennen und miteinander interagieren.
Worum geht es? Eher nicht um das Chorwesen. Die Autorin – die selbst nicht im Chor singt – lässt die Leser:innen eintauchen in den kurzen Lebensabschnitt der Protagonistinnen innerhalb der erzählten Zeit. Es geht um Einsamkeit und Freundschaft, persönliche Schicksale, unerklärliche Zuneigung, Loyalität und Empathie. Wohin die Geschichte strebt, ist lange unklar. Und auch am Ende bleiben Fragen offen. Man würde gern wissen, wie es weitergeht; ob die eigenen Schlussfolgerungen zutreffen; wie die Figuren mit ihren Herausforderungen umgehen. Manch Lesende:r mag sich am Ende ein bisschen verloren fühlen, für den/die andere:n liegt genau darin das Reizvolle und Gelungene des Romans.