Beim diesjährigen Muttertagskonzert der Donaulerchen & Sängerfreunde ein Musical auf die Bühne zu bringen, fand beim Publikum regen Widerhall. Schon vor der Saalöffnung herrschte reger Andrang im Stadtforum. Um es vorweg zu nehmen, die Besucher brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen, denn sie erlebten mit dem Musical frei nach der Novelle von Oscar Wilde „Das Gespenst von Canterville“ ein Kunstmärchen voll von komödiantischen Einlagen und Anspielungen, das Aufeinanderprallen der alten und neuen Welt mit viel Musikalität und pointierten Dialogen erzählt, aber auch mit der Schlussbotschaft „Das Leben besteht aus Kompromissen und erfordert Achtung, Anerkennung und Toleranz“. Das aufwändig gestaltete Bühnenbild, die Vielfalt der Kostüme und die eröffnenden Fanfarenklänge des Fanfarenzuges Bad Saulgau waren die Starter in die Kontrastierung zweier Lebenswelten mit viel Bezug zur aktuellen Situation. Die Rezitatorin Sarah Baranja, die auch für die Idee, Regie und Gesamtleitung verantwortlich zeichnete, verband in gekonnter Weise mit ihrem Erzählen die Handlungen. Die Chorcombo mit Jan Röck, Max Wenzel und Kai Weihprachtitzky, eine feste Größe bei den Auftritten der Donaulerchen und Sängerfreunden, waren die einfühlsamen, kongenialen Partner und Rahmen- und Taktgeber.
Das altehrwürdige Schloss Canterville muss von seinen Besitzern, einer alten englischen Adelsfamilie, aus finanziellen Gründen verkauft werden – einschließlich dem Schlossgespenst Sir Simon de Canterville, das seit 400 Jahren jede Nacht sein Unwesen im Schloss treibt! Doch das Zusammenleben mit dem neuen Besitzer – dem amerikanischen Botschafter George Goodmann, von Sebastian Maier in unnachahmlicher und Talent versprechender Weise gespielt, und seiner Familie – wird so komplett anders, als es sich das vorgestellt hatte. Wie gut, dass wenigstens die große Tochter Samantha, gespielt von Lina Georg, versucht, dem entnervten Gespenst etwas beizustehen. Ihr Trostsong gehörte mit zu den musikalischen Höhepunkten des Abends. Bei der Tagung eines Gespensterkongresses beraten nun weitere Gespenster wie Graf Dracula, historische Gestalten wie Caesar, Frankenstein und Baron von Münchhausen. wie man dem armen Gespenst helfen kann. „Ich bin das Gespenst von Canterville“, von der Hauptdarstellerin Lida Kijewski mit ihrer Ausstrahlung und der ausdrucksstarken Stimme gekonnt interpretiert, war dann auch der Ohrwurm des Abends. Der 60köpfige, generationenübergreifende Chor kommentierte mit den Chorpartien das Geschehen, waren aber auch die gekonnt agierenden Akteure bei den Spiel- und Tanzszenen. Es ist nur zu erahnen, welche Arbeit und Proben dahinter stecken, eine solche Fülle von Liedeinsätzen, Tanzszenen und Theatersequenzen mit einer derartigen Selbstverständlichkeit, Souveränität und schauspielerischem Talent sowohl im Chor als auch als Solisten zu beherrschen. Der langanhaltende Applaus des Publikums bewies, dass nicht nur das Musical sondern auch die Botschaften angekommen sind.
Ein solcher Erfolg hat viele Väter und Mütter. So galt der Dank der ob der Resonanz zufriedenen Vorsitzenden Linde Michelberger stellvertretend für alle Akteure auf und hinter der Bühne dem Chorleitertrio Sarah Baranja, Margreth Röck und Robin Leschert, Irmi Wild für die Choreographie und Jeanette Röck für das Coaching sowie der Chorcombo um Jan Röck.