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SINGEN September 2025, Thema

Die Stimme als Spiegel der Seele

Felix Eickelmann
1. September 2025
Bild: freepik.de

Wie Emotionen unseren Klang beeinflussen

Dass Singen glücklich macht, muss nicht weiter erörtert werden. Zahlreiche Studien sowie Erfahrungen aus der Praxis belegen dies.

In diesem Artikel soll es einmal um die andere Seite gehen. Wie unsere Stimme von unserem Körper, insbesondere unseren Emotionen geprägt ist. Was machen beispielsweise Stress, Angst oder Freude mit uns und unserer Stimme?

Dieser Text möchte sicher kein psychologischer Ratgeber sein, sondern eher ein Erfahrungsbericht aus der Redaktion mit möglichen Lösungsansätzen für die Leser:innen.

„Jauchzet frohlocket!“ – Ja huch, ist denn schon Weihnachten? Nein, keine Sorge – die Weihnachtskonzerte dauern noch etwas. Festliche Klänge wie Pauken und Trompeten kommen hier zusammen mit der Eigenschaft der Tonart D-Dur, die Bach als „zum Lärmen, lustigen, kriegerischen, und aufmunternden Sachen am allerbequemsten“ bezeichnete. Wer könnte bei einem solchen Stück nicht fröhlich, jauchzend und frohlockend sein?

Das Singen hat eine unglaubliche Kraft auf den Körper, ebenso wie der Körper auf die Stimme. Ob Trauer, Wut, Hass, Panik, Euphorie oder auch blanke Angst – sie alle sind Gemütszustände, die unseren Körper beeinflussen. Unser Körper, insbesondere unsere Stimme reagiert sehr sensibel auf jegliche Emotionen und körperliche Verfassung. Daher ist es wichtig auf den Körper zu hören und bewusster mit seinem Körper und seiner Stimme umzugehen. Haben wir negative Emotionen wie Angst, Wut oder Traurigkeit in uns, kann dies zu direkten Stimmveränderungen führen. Die Stimme klingt dünner, angespannt oder unsicher.

Stress im Körper – zitternde Stimme

Stress führt zu Verspannung, die Verspannung zu Einschränkungen im Gesang. Ein ehemaliger Gesangslehrer sagte mir vor ein paar Jahren: „Manchmal macht man einen Schritt zurück, um danach zwei Schritte nach vorne zu machen.“ Was aber, wenn ich gefühlt zehn Schritte zurück gegangen bin? Genau solche Momente und die daraus resultierenden negativen Gedanken führen zu noch mehr Verspannung, weil wir uns einbilden, etwas würde nicht mehr so funktionieren wie wir es wollen.

Entspannung, aber wie?

„Entspann dich doch mal!“ Wer einen solchen Satz hört, ist meistens vor allem eines, nämlich nicht entspannt. Mir haben in solchen Situationen Atemübungen und Entspannungstechniken geholfen, die Stimme wieder auf ihr gewohntes Level zu bringen. Nicht umsonst strecken wir uns vor der Probe, machen den Körper locker, dehnen uns, denn jegliche Verspannungen des Körpers, seien sie aufgrund von körperlichen Fehlhaltungen wie zu langem Sitzen oder mentalen Dingen, haben Einfluss auf unsere Stimme.

Besagter ehemaliger Gesangslehrer hatte mir schon oft Yoga empfohlen. Lange habe ich das etwas belächelt, aber zu dem Zeitpunkt, als auch ich Auswirkungen auf meine Stimme spürte, half es mir, meinen Körper wieder zu entspannen. Das soll nun keine Aufforderung sein doch unbedingt mal Yoga zu machen, keine Sorge. Finden Sie etwas, was Sie entspannt, was Ihnen guttut, vielleicht kann es ja auch etwas Neues sein.

Den Körper bewusster wahrnehmen

Eine andere Sache, die mir geholfen hat, sind Übungen für bewusstes Atmen. Auch das kennen Sie aus dem Einsingen vor jeder Probe, z. B. indem Sie einatmen und ein langes „Fffffff“ oder „Sch“ hinauslassen sollen.

Eine weitere Möglichkeit, um den Körper zu entspannen ist die 4-4-8-Atmung. Heißt, Sie zählen, während Sie atmen. Schließen Sie gleich einmal die Augen und versuchen Sie folgendes:

Atmen Sie ein und zählen Sie währenddessen langsam von eins bis vier. Dann halten sie den Atem weitere vier Sekunden an, dann atmen Sie aus, wobei Sie bis acht zählen. Nach dem Ausatmen wieder vier Sekunden warten, bis Sie erneut von eins bis vier einatmen. Das Ganze mehrere Male wiederholen.

Übungen wie diese, helfen uns auch außerhalb des Singens den Körper bewusster wahrzunehmen und in negativen, emotionalen Momenten wieder einen klareren Kopf zu bekommen.

Krankheit und Lampenfieber

Haben Sie schon einmal ein Konzert gesungen, als Sie erkältet waren? Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, tun Sie es nicht, Ihr Körper wird es zu schätzen wissen.

Krank zu Singen ist sicherlich nicht schlau und sollte nur in absoluten Ausnahmefällen getan werden. Im Idealfall ist der Chor so aufgestellt, dass er in jeder Stimme auf ein bis zwei Personen verzichten kann, aber es gibt immer Ausnahmen. Ich möchte aus einem Moment meines Lebens erzählen, als ich einmal krank singen musste. Ich bewarb mich damals an einer Musikhochschule für Schulmusik mit Hauptfach Gesang. Der Professor, bei dem ich bereits drei Monate Unterricht genommen hatte, sagte mir schon einen Monat zuvor: „Jetzt gesund bleiben!“ Gesagt, getan – die Aufnahmeprüfung kam, sie fand im Winter statt und natürlich, die Erkältungswelle hatte zugeschlagen. Also nahm ich gefühlt alles zu mir, was meine Hausapotheke zu bieten hatte und sang. Es funktionierte (mehr oder weniger) gut, einerseits dank der Medizin, andererseits dank des körpereigenen Adrenalins.

Nervosität ist in solchen Fällen völlig normal und sicherlich auch gut, weil es hilft die neue Situation einzuschätzen. Lampenfieber ist dann schon ähnlich wie Prüfungsangst, wo der Köper in den Alarmmodus schaltet. Aufnahmeprüfungen sind anstrengend, stressig und für die meisten Bewerber:innen belastend, weil sie den Studienplatz eventuell nicht erhalten werden. Die Emotionen spielen verrückt. Nicht selten haben Bewerber:innen Schweißausbrüche vor einzelnen Prüfungen, insbesondere wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, wie das Eingreifen der Professor:innen in den Vortrag.

In solchen Ausnahmesituationen hilft neben den schon bereits erwähnten Entspannungs- und Atemtechniken das Fokussieren auf das eigene Können. „Tief durchatmen!“ ist daher kein Credo, was einfach so gesagt wird, sondern hilft Situationen besser zu meistern. Das gilt natürlich auch für die Situationen, wo Sie gemeinsam mit Ihrem Chor auf der Bühne stehen und sich unwohl fühlen.

Auch Routinen können helfen, die Situation zu verbessern, weil sie unseren Körper an Bekanntes, Vertrautes erinnern, an etwas, wo er sich wohlfühlt. Wie oben bereits genannt, tun Sie das, was Ihnen guttut und besinnen Sie sich auf ihr Können. Ohne ihr Können, wären Sie nicht da, wo Sie heute sind.

Erfolgreich gemeistert

Was gibt es Schöneres, als zu wissen, man hat es geschafft. Das Konzert ist vorbei, die Stücke gesungen, alle verbeugen sich, wir grinsen, weil wir uns mit der Nebenperson oder unseren Lieblingschormenschen freuen und wissen, es war schön.

Das Gefühl kennen wir sicher alle und ich liebe es jedes Mal aufs Neue. Nicht selten kehren wir nach dem Konzert ein, es wird angestoßen und vielleicht noch ein, zwei Lieder gesungen – die Freude überwiegt. Dass Singen glücklich macht, weiß wohl niemand besser als diejenigen, die es regelmäßig und gemeinsam mit anderen tun.

Ist die Freude einmal da, hat unser Körper schon so viele Hormone ausgestoßen, dass wir denken, wir könnten (musikalisch) alles erreichen. Der hohe Ton im nächsten Takt? Das fortissimo? Die schnellen Rhythmuswechsel? Natürlich schaffen wir das!

Ich erzähle Ihnen sicherlich nichts Neues, wenn ich sage, wer negativ gestimmt in eine Probe geht, kommt meist lächelnd wieder hinaus und wir alle sollten uns glücklich schätzen, dass diese Phänomene existieren.

Sing!

Gerade weil unsere Stimme so von Emotionen geleitet ist, sollten wir viel öfter einfach so Singen, in dem Wissen, dass Singen Glückshormone ausschüttet. Daher möchte ich Ihnen zum Schluss einen Ausschnitt aus dem (meiner Meinung nach sehr hörenswerten) Lied „Sing mal wieder“ der deutschen a capella-Band „Wise Guys“ mitgeben, in dem es heißt:

Sing!/Sing mal wieder/Rock, Punk, Soul oder Weihnachtslieder/

Sing (sing mit)/Singen ist gesund/Sperr die Ohren auf und benutz deinen Mund/

Sing/ Sing wenn du gewinnst/

Sing, wenn alle Leute denken, dass du spinnst/

Sing (sing mit)/Auch wenn du verlierst

Sing deinen Frust weg, bevor du explodierst

Über den Autor

Felix Eickelmann (geb. 1998) studierte Geschichte und Musikpädagogik in Tübingen, Würzburg und Heidelberg. Seit seiner Kindheit singt er in diversen Chören und ist auch darüber hinaus vielfältig musikalisch engagiert.

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