Das Wichtigste zuerst: Wenn eine Stimme angeschlagen ist – sei es durch eine Erkältung oder eine Überbeanspruchung –, dann Finger weg vom Singen! Denn wer der Stimme im kriselnden Modus keine Ruhe lässt, verstärkt das bestehende Problem.
Das umgangssprachlich genannte „Draufsingen“ führt in der Regel mindestens zu einer deutlich längeren Regenerationszeit, während der die Stimme nicht in ihrer vollen Qualität zur Verfügung steht. Nicht selten entsteht daraus aber ein größeres Problem wie zum Beispiel ein Ödem (Knötchen), das oftmals nicht mehr nur durch strikte Schonung behoben werden kann und im ungünstigsten Fall zum dauerhaften Verlust einer gesunden Stimme führen kann.
VON DER NOTWENDIGKEIT EINER „WETTKAMPFPAUSE“
Wer schnieft, hustet oder heiser ist, hat in einer Probe oder einem Konzert nichts verloren! Nicht nur aus Respekt den Mitsänger:innen gegenüber, sondern in erster Linie aus Respekt vor der eigenen Gesundheit. Dann ist Stimm-Schonung angesagt!
Damit es im gesunden Zustand zur Lautbildung kommen und die Stimme wahrgenommen werden kann, müssen die inneren und äußeren Kehlkopfmuskeln ihren Dienst tun. Auch die Stimmlippen selbst bestehen zu großen Teilen aus Muskeln. Und wie heißt es in der Sportwissenschaft und -praxis so schön: „Use it or lose it“, also „Benutze es oder du wirst es verlieren“. Für uns Sänger:innen bedeutet das, dass wir die Stimmmuskeln nie ganz vernachlässigen sollten.
Ein bewusster, ausgewogener Umgang ist dabei zentral. Auch Profis können – oder sollten sogar – eine geraume Zeit lang ihre Stimme schonen, ihr nach Strapazen die Chance zur Erholung bzw. Regeneration geben und gänzlich auf das Sinen verzichten. So, als würde man eine Wettkampfpause einlegen. Da wir in der Enthaltsamkeitsphase aber in der Regel nur auf das Singen verzichten, nicht jedoch auf das Sprechen, bleiben die grundlegenden Mechanismen der Lautproduktion im Training. Wird beim Wiedereinstieg gezielt auf gesangsspezifische Aspekte geachtet, stellt die Wettkampfpause normalerweise gesundheitlich kein Problem dar.
Im Gegenteil: Die Auszeit kann sogar mehrere Wochen dauern, wobei der vermeintliche Mangel zum Glücksfall werden kann: Manchmal hilft die inaktive Phase, damit sich kürzlich neu erlernte Gesangstechnik „setzen“ kann. Steigt man dann behutsam wieder ins Singen ein, läuft es oftmals geschmeidiger als vor der Pause.
GENUG WASSER TRINKEN!
Singen beansprucht viele Bereiche des Körpers, insbesondere muskuläre. Um das Niveau ihrer Leistungsfähigkeit beibehalten zu können, absolvieren Sportler:innen verschiedene Rehabilitations-, Massage- und Physiotherapie-Programme. Wichtiger Punkt ist hierbei neben der Fitness im Allgemeinen die Muskelentspannung – genau wie beim Singen auch. So sind auch Sänger:innen all jene Maßnahmen anzuraten, die den Körper entspannen, so dass er loslassen kann. Denn verkrampft lässt sich weder schnell rennen, noch gut singen.
Um die Stimme geschmeidig zu halten, sollte man stets genügend (Wasser) trinken, auf übermäßigen Alkoholkonsum sowie Rauchen verzichten und besonders in trockeneren Umgebungen Stimme und Mundhöhle feucht halten. Gerade in den kalten Wintermonaten wird die Stimme durch trockene Heizungsluft stark beansprucht. Zuckerfreie Kräuter-Pastillen sind übrigens meist schonender und verträglicher als knirschende Bonbons.
Info
Ein gesangspädagogisches Konzept mit dem Titel „Anti-Aging für die Stimme“ wurde von der Hamburger Professorin Elisabeth Bengtson-Opitz entwickelt:
www.aafds.de
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