Der Chor zeigte eindrucksvoll, wie sich durch gezielte Anpassung der Tonart, der Aussprache und des Stimmklangs „alte“ Werke neu erfahrbar machen lassen. Statt opernhafter Fülle dominierte ein heller, frischer Klang, gelegentlich mit „Twang“ – einer Technik, die aus dem Popgesang bekannt ist und dem Ensemble klangliche Transparenz verlieh. Die Aussprache orientierte sich am gesprochenen Wort, wodurch Konsonanten wie „l“, „m“ oder „ng“ stärker hervortraten und den musikalischen Fluss dynamisierten. Auch die Tonhöhe wurde angepasst – bis zu einer Terz tiefer –, um heutigen Hörgewohnheiten und Stimmbändern gerecht zu werden.
Ein Höhepunkt war Händels „Halleluja“, das in mehreren Varianten präsentiert wurde: traditionell, modernisiert und mit popmusikalischer Färbung. Das Publikum war sichtlich beeindruckt von der Wandelbarkeit des Werks und der stimmlichen Intonation. Aber auch das „Ave Maria“ von Bach/Gounod, das von Tabea Raidt eigens für den Chor 4-stimmig arrangiert wurde, sowie die schnellen Stücke „Der Floh“ sowie „Strike it up Tabor“ klangen frisch poliert.
Der Auftritt bewies: Alte Musik muss nicht alt klingen. Mit kreativer Stimmarbeit und stilistischer Offenheit lassen sich neue Klangräume erschließen – ganz im Sinne des Seminartitels: Barock wie POP.
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