Unterricht in Theorie und Praxis
„Jeder kann singen!“ – so begrüßte Jan Martin Chrost die Anwärterinnen für die Ausbildung zu Kinderchorleiter:innen KC3 beim Schwäbischen Chorverband im Oktober 2022. Die Aufnahmeprüfungen an diesem Oktoberwochenende wurden von den beiden Ausbildungsleitern Andreas Schulz und Jan Martin Chrost sowie der Gesangslehrerin Corinne Brill im Musikzentrum in Plochingen abgenommen. Sie umfassten die Prüfungen in Musiktheorie, Gehörbildung, Klavierspiel und Gesang und ein Eignungsgespräch. Über zwei Tage verteilt konnten sich die Anwärterinnen vorstellen, sich kennenlernen und bekamen bereits Einblicke in die Inhalte sowie erste Unterrichtseinheiten.
Breitgefächerte Ausbildungsinhalte
So unterrichteten die Ausbildungsleiter Musiktheorie, Gehörbildung und deutsche Aussprache (Andreas Schulz), Probenmethodik, chorpraktisches Klavierspiel, Literaturkunde sowie Einführung in die Stimmphysiologie und chorische Stimmbildung (Jan Martin Chrost). „Schon nach dem ersten Wochenende war es ein vertrautes Gefühl, nach Plochingen zu fahren und Andi und Martin wiederzusehen“, so eine Teilnehmerin. Mit Einzelunterricht in Gesang wurden sie über die Ausbildungszeit hinweg stimmlich individuell begleitet und gefördert. Hier sollte erwähnt werden, dass viele Teilnehmerinnen nicht nur die gesangliche und stimmbildnerische Betreuung der Sängerin lobten, sondern auch ihre didaktisch wertvolle Art.
Zur praxisnahen und didaktischen Unterstützung waren an den Wochenenden verschiedene Gastdozent:innen geladen und bereicherten die Ausbildungsinhalte um Spielepädagogik (Jochen Schwarz), Pädagogik und Entwicklungspsychologie (Prof. Barbara Busch), Musik und Bewegung (Dina Grossmann), Solmisation (Robert Kopf), Öffentlichkeitsarbeit und Elternarbeit (Katrin Schwarz), rechtliche Grundlagen (Marcel Schmalz), chorpraktisches Klavierspiel (Lisa Hummel, Alexander Burda) sowie Sprecherziehung und Bühnenpräsenz (Annette Giefer). Um es mit den Worten einer Teilnehmerin zu sagen: „Die Gastdozenten, vor allem Robert Kopf, waren ein absolutes Highlight für mich.“
Fester Bestandteil der Wochenenden waren chorpraktische Phasen, in denen die Teilnehmerinnen mit der Gruppe oder einem Kinderchor ein Lied einstudierten und/oder Erfahrungen in der chorischen Stimmbildung sammelten. Dies wurde von den Ausbildungsleitern begleitet und in Einzel- und Gruppengesprächen mit den Teilnehmenden reflektiert. Dass dies nicht immer einfach war, beschrieb eine Teilnehmerin wie folgt:
„Leider war an den Wochenenden die Zeit super eng getaktet. Zum Glück wurde das Pausenkonzept im Laufe der Ausbildung stetig besser.“
Praxistest Kinderchor-Probe
Zusätzlich zu den Ausbildungswochenenden und der eigenständigen Vor- und Nachbereitung der Inhalte, waren in der Ausbildung zwei Hospitationsphasen zu absolvieren. Diese beinhalteten jeweils den Besuch von mindestens vier Chorproben eines Kinderchores, von denen zwei der Proben aktiv mitgestaltet werden sollten. Das Beobachten und aktive Gestalten der Chorproben wurde von den Teilnehmenden und der/dem Chorleiter:in vor Ort durch Protokolle festgehalten.
„Es war toll, dass wir mit den Kinderchören so viel Praxis hatten. Nicht nur die Kinderchöre an den Ausbildungswochenenden, sondern auch die Kinderchöre in den Hospitationsphasen haben mich weitergebracht. Da konnte man eine richtig schöne Bindung und ein Gefühl für den Chor entwickeln“, – sagte eine der Teilnehmenden.
Der Abschluss der Ausbildung fand durch das zweitägige Prüfungswochenende in Langenau bei Ulm statt, an dem die Teilnehmerinnen ihre Kompetenzen als Kinderchorleiterinnen unter Beweis stellen mussten. Sie wurden von Andreas Schulz, Jan Martin Chrost und der Gastprüferin Inga Brüseke abgenommen.
In Musiktheorie und Gehörbildung wurden sie durch eine schriftliche Prüfung beurteilt. Darüber hinaus absolvierten die Prüflinge eine 30-minütige Probe mit einem Kinderchor (11-13 Kinder im Grundschulalter) sowie eine fachpraktische Klavierprüfung und ein 15-minütiges Kolloquium, in dem weitere Ausbildungsinhalte geprüft wurden. Die Prüfung in Gesang wurde bereits am vorherigen Ausbildungswochenende in Anwesenheit der Gesangsdozentin Corinne Brill durchgeführt.
“Viel mehr Kinder sollten eine erfahrene Kinderchorleiterin oder -leiter haben”
Somit konnte am 24. September 2023 sieben ausgebildeten Kinderchorleiterinnen mit dem Überreichen des KC3-Zeugnisses zur bestandenen Ausbildung gratuliert werden. Die motivierten Absolventinnen freuen sich schon auf die Arbeit mit den Kindern.
Abschließend gab es viel Lob von den Teilnehmerinnen:
„Ich habe in dieser Ausbildung viel gelernt, über mich und meine Arbeit mit Kinderchören.“
„Es war super, dass wir so viele Literaturempfehlungen bekommen haben.“
„Ein absolutes Highlight der Ausbildung war die wunderbare Gruppe an Menschen, die in der Liebe für Musik eine Gemeinsamkeit gefunden haben. Ich habe selten so schnell eine Gruppe ins Herz geschlossen.“
„Wir hatten eine tolle Zeit mit den Mädels, Andi, Martin und den GastdozentInnen und freuen uns, wenn weitere Teilnehmer:innen künftig von den Erfahrungen unseres ersten Ausbildungsjahrganges profitieren.“
Andi und Martin hatten laut den Teilnehmerinnen alles gegeben, um ihnen in der kurzen Zeit alles Wichtige an die Hand zu geben. Nebenbei war auch Raum für lustige Abende und Insiderwitze.
„Ich habe hier viel gelernt und bin sicher, dass diese Ausbildung wichtig für die Welt der Musik ist. Viel mehr Kinder sollten eine erfahrene Kinderchorleiterin oder -leiter haben, um sie musikalisch kompetent zu begleiten. Singen macht einfach so viel Spaß – warum also den Kindern nicht das Beste ermöglichen?“
Die Teilnehmerinnen der ersten KC3-Ausbildung konnten lernen, dass die sängerische und musikalische Entwicklung von Kindern zu einem großen Teil von einem/r kompetenten und qualifizierten Chorleiter:in abhängt. Dann kann gesagt werden: Jede:r kann singen – oder es zumindest lernen!