Die SINGEN stellt fünf Frauenchöre aus dem SCV-Gebiet vor
Im Schwäbischen Chorverband, aber auch im deutschsprachigen Raum allgemein, sind Frauenchöre als Originalbesetzung eine Besonderheit. Die Vorstellung von fünf Frauenchören, die Mitglied des SCV sind, soll dies verdeutlichen und vielleicht auch Inspiration und Motivation für andere sein, sich zu einem Frauenchor zusammenzufinden. Diese Ensembles präsentieren nicht nur eine beeindruckende Bandbreite an Repertoire und Genres, sondern fallen auch durch ihre zahlreichen Auftritte an verschiedenen Orten auf: Sie veranstalten regelmäßige Konzerte zu einem bestimmten Motto oder Thema, engagieren sich bei Festen, kirchlichen Darbietungen, Uraufführungen von Auftragskompositionen und nehmen an Wettbewerben teil. Teilweise existieren sie schon seit vielen Jahren als fest eingeschworene Gruppe und zeigen eindrucksvoll die Vielfalt, die ein Frauenchor bieten kann.
„Le Crescentis“ (Liederkranz Eberhardzell 1868 e.V.)
„Le Crescentis“ wurde 2007 aus einer Gruppe ehemaliger Kinderchor-Mitglieder eher unbewusst als Frauenchor gegründet und hat sich seitdem zu einem Ensemble von 28 Sängerinnen im Alter von 20 bis 40 Jahren entwickelt. Die außergewöhnliche Stärke dieses Chors liege in der langjährigen gemeinsamen Erfahrung, denn einige der Mitglieder sängen schon seit über zwei Jahrzehnten zusammen, erzählt Chorleiter Johannes Tress. Diese Erfahrung spiegele sich auch in einer besonders harmonischen und homogenen Klangqualität wider, für welche der Chor aus den Zuhörerreihen immer wieder gelobt werde.
Seit 2021 steht der Frauenchor unter der Leitung des Kirchenmusikers Johannes Tress, der nicht nur ein abwechslungsreiches Repertoire von klassischer Literatur bis zu modernen Pop- und Rock-Songs auswählt, sondern oftmals selber die Arrangements für den Chor schreibt. Zusätzlich zu einem jährlichen Konzert mit spezifischem Motto und den Auftritten im Rahmen des Liederkranzes singt „Le Crescentis” regelmäßig bei Gottesdiensten, Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten. Auch auf eine Abwechslungsreiche Bühnengestaltung wird Wert gelegt, bei der hin und wieder visuelle Effekte wie Nebelmaschine oder Schwarzlicht zum Einsatz kommen dürfen. Im Herbst 2023 fand erstmals eine Konzerttournee mit verschiedenen Kirchenkonzerten im schwäbischen Raum statt, die ein großer Erfolg war, an den in diesem Jahr angeschlossen werden soll. „Ziel unserer Arbeit ist es, unseren Chorklang weiter zu verfeinern und verschiedene Genres zu interpretieren sowie erneut zwei großartige Konzerte auf die Beine zu stellen“, beschreibt Johannes Tress die Perspektiven für das Jahr 2024.
Die „A-Cappella Ladies“ (Schöne Töne Pattonville e.V.)
Die „A-Cappella Ladies“ sind ein ehrgeiziger Frauenchor, der auf vielfältige Wettbewerbsteilnahmen und Preise zurückblicken kann. Das Ensemble wurde im Jahr 2007 explizit als Frauenchor mit dem Profil Barbershop gegründet, wie sich der Homepage der „A-Cappella Ladies“ entnehmen lässt. Dieses Genre wird traditionell nur von reinen Frauen- oder Männerensembles gesungen und Wettbewerbe werden ebenfalls nur in diesen Kategorien abgehalten. Die „A-Cappella Ladies“ sind mit ihren derzeit 20 Sängerinnen eine stilistische Besonderheit im SCV-Gebiet und der deutschen Frauenchor-Szene. Bei Auftritten singt der Chor ausschließlich auswendig und achtet dabei auf eine besondere Bühnenpräsenz und Performance. Auf seiner Homepage erläutert der Chor: „Unser Ziel ist es, auf der Bühne durch Ausdruck, Emotionen, Bewegung und guten Klang für unser Publikum ein unvergessliches Erlebnis zu gestalten, unsere Belohnung sind leuchtende Augen und begeisterter Applaus.“ Die Begeisterung von Publikum und Juror:innen scheint den „A-Cappella Ladies“ zu gelingen: Bereits im Jahr 2007 erreichte der Chor den 3. Platz beim „World Vision Song Contest“ in Ludwigsburg, seit 2008 nimmt das Ensemble jedes Jahr an den Barbershop-Meisterschaften teil und gewann dort 2012 den Crescendo-Pokal für den besten Fortschritt seit dem Vorjahr. Im Jahr 2014 wurden die „A-Cappella Ladies“ Gewinnerinnen des SWR-Chorduells und 2023 sicherten sie sich den 2. Platz beim Chorwettbewerb des SCV. Außerdem veranstaltet das Ensemble eigene Konzerte zu bestimmten Themen, nimmt an lokalen Kulturveranstaltungen teil und tritt gelegentlich auf Hochzeiten, Shows oder Partys auf.
Seit 2020 wird der Chor von der Schulmusikerin und Violinistin Clara Schuler geleitet (siehe dazu den Leitartikel auf den Seiten 6/7), die bereits konkrete Vorstellungen für die kommenden Monate entwickelt hat. Das nächste große Konzert zum Thema „Film und Musical“ ist für Anfang Juli geplant. Weitere Ziele für das nächste Jahr umfassen die Gewinnung neuer Sängerinnen sowie die weitere erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben.
Frauenchor Tübingen e.V.
1987 von einer Gruppe junger Frauen gegründet, bestand von Anfang an die Intention, sich explizit für Frauenstimmen komponierter Chorliteratur zu widmen und keine Bearbeitungen aufzuführen. Heutzutage besteht der Chor aus 35 Sängerinnen, die meisten von ihnen im Alter von über 50 Jahren. Seit dem Jahr 2000 wird der Chor von der Sopranistin und Dirigentin Daniela Schüler geleitet.
Das Repertoire der Sängerinnen reicht von Klassik und Romantik bis zur Chormusik des 20. und 21. Jahrhunderts. Regelmäßig werden Auftragskompositionen regionaler Komponist:innen einstudiert und uraufgeführt, so etwa Werke von Gerhard Steiff, Herwig Rutt und Susan Nurmi-Schomers. „Eine besondere Herausforderung ist immer, offen für unterschiedliche Stile zu bleiben und auch selten gehörte, ungewöhnliche Kompositionen aufzuführen. Dabei macht es Spaß mitzuerleben, wie sich der Chor durch seine Bereitschaft und Fähigkeit, sich auch durch schwierige Literatur zu kämpfen, ständig weiterentwickelt“, sagt Dirigentin Daniela Schüler.
Die jährlichen Konzerte in Reutlingen und Tübingen sind stets einem bestimmten Thema gewidmet. So wurden im Jahr 2019 unter dem Titel „Verfemt – verfolgt – verstummt: Lieder gegen das Vergessen“ Werke im Nationalsozialismus verfolgter Künstler aufgeführt. Außerdem gab es in den letzten Jahren verschiedene Konzertreisen nach Perugia, Aix-en-Provence, Eindhoven, Auvillar und nach Israel.
Das letzte große Konzertprojekt fand im Oktober 2023 unter dem Namen „FrauenLebenMusik“ im Rahmen des Tübinger Komponistinnenfestes statt, bei dem ausschließlich Werke von Komponistinnen aufgeführt wurden. Dabei musste sich der Frauenchor Tübingen einer altbekannten Herausforderung für Frauenensembles stellen, nämlich der Suche nach Originalrepertoire. Sängerin Elsbeth Schneider-Schöner erzählt: „Die Suche nach Chorliteratur für Frauenchor stellt uns immer wieder vor Herausforderungen, besonders bei unserem letzten Konzert ‚FrauenLebenMusik‘, wo ausschließlich Werke von Komponistinnen aufgeführt wurden. Zum Teil mussten diese Kompositionen in Archiven aufgespürt und dann aus Handschriften übertragen werde.“ Dennoch hat sich der Chor nach diesem Projekt vorgenommen, von nun an in jedem Konzert wenigstens ein Lied einer Komponistin aufzuführen.
Auch für die kommende Zeit stehen bereits Aufführungen an, am 10. März 2024 wird das Konzert „FrauenLebenMusik“ in Tübingen wiederholt. Im Jahr 2025 sollen gleich zwei Jubiläen gefeiert werden: die 25-jährige Amtszeit der Dirigentin Daniela Schüler sowie die 30-jährige Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Pianisten Herwig Rutt, zu dessen Ehren es ein Konzert mit hauptsächlich seinen Werken und Arrangements geben soll.
Die „Frauenbande“ (Harmonia Meckenbeuren e.V.)
Die „Frauenbande“ ist ein lebendiges Beispiel für den Wandel eines langjährigen Männergesangsvereins zu einem dynamischen Frauenchor. Das im Jahr 2013 gegründete Ensemble verordnet sich stilistisch dem Genre Pop/Rock. Dies zeigt sich nicht nur durch das Repertoire, sondern auch optisch durch abgestimmte Chor-Outfits, die perfekt zur Musik passen.
Die „Frauenbande“ ist ein großer Chor mit ungefähr 40 Sängerinnen im Alter von etwa 25 bis 50 Jahren. Seit 2017 leitet der Musikpädagoge und vielfach ausgezeichnete Pianist Jürgen Jakob das Ensemble. Die jährlichen Konzerte werden in der Regel von einer Band begleitet, mit Chorleiter Jakob am Klavier und einem Veranstaltungstechniker, der für das passende Licht sorgt. Dabei träten auch immer wieder herausragende Solisten aus den eigenen Reihen auf, betont Jakob und fügt an, dass der Chor bei seinen Auftritten immer auswendig sänge, um einfache Choreografien integrieren zu können. Die Beweglichkeit und Flexibilität kommt beim Publikum sehr gut an, wie in einer Konzertkritik auf der Homepage des Oberschwäbischen Chorverbandes aus dem Jahr 2019 ersichtlich wird: „Das war wirklich Frauenpower […] Gerne stehen Laienchöre etwas steif auf der Bühne, von Gospelchören einmal abgesehen. Hier aber war von Anfang an Bewegung drin, eine lebendige, schwingende Choreografie.“
Neben den jährlichen Konzerten ist die „Frauenbande“ auch bei lokalen Veranstaltungen präsent, wie beispielsweise dem Herbstmarkt in Meckenbeuren.2023 feierte der Chor mit zwei ausverkauften Konzerten sein zehnjähriges Jubiläum. Als Vorbereitung dafür gab es einen Workshop mit einem der populärsten deutschen Popchorleiter und Arrangeure, Carsten Gerlitz.
Die nächsten Höhepunkte stehen bereits bevor: Am 22. und 23. Juni finden die Konzerte „Summertime“ statt. Und auch für die weitere Zukunft gibt es Ideen: Ein Gemeinschaftskonzert mit einem ähnlich orientierten Chor ist ebenso angedacht wie die Teilnahme an einem Festival oder Wettbewerb.
Die „Fun Singers“ (Liederkranz Heumaden 1891 e.V.)
Die „Fun Singers“ sind laut Chorleiterin Myriam Egenter ein seit vielen Jahren gut eingespielter und vom Repertoire her vielseitiger Frauenchor, bestehend aus 22 Sängerinnen mittleren Alters,. Es werden Stücke der Genres Pop, Jazz, Swing, Musical und Gospel in fröhlicher und konzentrierter Stimmung geprobt und aufgeführt, wie der Chor auf seiner Website erläutert. Der Chor wurde im Jahr 2001 als gemischter Chor gegründet, aber aufgrund ausbleibender Männerstimmen zu einem Frauenchor formiert. In den ersten Jahren traten die „Fun Singers“ nur im Rahmen der Frühjahrskonzerte des Liederkranzes und interner Veranstaltungen auf. 2008 fand jedoch das erste eigene Konzert statt, auf welches weitere Auftritte folgten. So nahm der Chor beispielsweise mehre Male am „Festival junger Chöre“ teil. Die aktuellen Konzertanlässe der „Fun Singers“ sind neben den Jahreskonzerten Auftritte in Gottesdiensten und bei Events wie Hochzeiten, Geburtstagen oder Familienfeiern. Die Chorleitung wurde im Herbst 2023 von der Schulmusikerin Myriam Egenter übernommen, die bereits seit 2021 den Kinderchor „Die fröhlichen Töne“ des Liederkranzes leitet. Sie schätzt vor allem die Arbeitsatmosphäre und offene Einstellung der „Fun Singers“ zu neuem Repertoire: „Das Repertoire darf sehr vielseitig sein, was mir als Chorleiterin viel Spielraum lässt und große Freude bereitet. Die Atmosphäre im Chor ist geprägt von Toleranz und unbeschwertem Spaß, was sich auch im Namen widerspiegeln soll.“
In diesem Jahr sind verschiedene öffentliche Aufführungen geplant. Ein Konzert für den 15. Juni steht bereits fest, gemeinsam mit „SnipHop“, dem Jugendchor des Liederkranzes.