Mit Projekten und Ideen die Pandemie meistern.
Es gab Chöre, die haben darauf gewartet, dass die Pandemie vorbei geht, bis es bei ihnen weitergeht, es gab Chöre, die versucht haben, die Gemeinschaft zu erhalten, es gab Chöre, die jede Möglichkeit genutzt haben zu proben und zu konzertieren. Die letzten beiden Jahre waren für die Amateurmusik schwere Zeiten, in denen viele Vereine ihren ganz eigenen Weg durch die Krise gesucht haben. So auch der junge Chor Stuttgart.
Es waren harte Zeiten für Paul Theis. Als selbstständiger Musiker hat ihn die Corona-Pandemie in seinem Berufsfeld massiv getroffen. Als Chorleiter, unter anderem des Junger Chor Stuttgart und Kirchenmusiker war er gezwungen neue Wege zu gehen, Ideen zu entwickeln und Projekte neu zu denken. Für seinen Chor Glück im Unglück: „Es musste weiter gehen“, erklärt Paul Theis.
Ziele setzen in der Krise
Drei Projekte hat der Junge Chor Stuttgart im während der Pandemie geschultert. Zwei Konzerte auf dem Killesberg und eine Aufführung des Weihnachtsoratoriums. „Es war wichtig für den Chor, Ziele zu haben, etwas worauf man proben konnte. Ohne diese Projekte würde es den Chor in dieser Form heute nicht mehr geben“, gibt Theis zu bedenken.
Nicht immer war der Weg hier einfach. Es gab technische Schwierigkeiten, wie sie zu Beginn in fast allen Ensembles vorkamen. Auch generell lastete das Thema „Corona“ schwer auf der Gemeinschaft. Impfen oder nicht? Wie viel Rücksicht kann und muss man auf die vulnerablen Gruppen nehmen? Was ist rechtlich möglich? Eine Zeit, die sicherlich auch in der Gemeinschaft ihre Spuren hinterlassen wird.
Auch die finanzielle Belastung hat den Verein an den Rande des Möglichen gebracht. „Drei Konzerte und quasi keine Einnahmen, das muss ein Verein erstmal stemmen“, erklärt der Chorleiter. Aber das Motto war immer klar: es muss weiter gehen, es muss ein nächstes Projekt geben, ein Ziel der Bemühungen.
Gemeinsam wurden Proben im Sommer im Garten organisiert, alle halfen zusammen. „Diese Zeit hat die Gemeinschaft gestärkt“, sagt Theis.
Besonders das Weihnachtsoratorium wurde für den Verein noch einmal zur Herausforderung. Geplant war ein Konzert in der Kirche. Nach den verschärften Maßnahmen zum Jahresende 2021 erschien eine Aufführung am Ende aber eher utopisch. Und wieder einmal die Frage: Wie reagiert man auf diese Herausforderung? „Wir hätten nur wenige Zuhörerinnen und Zuhörer in die Kirche lassen dürfen, das hätte sich nicht rentiert. Daher haben wir beschlossen zum ersten mal in unserer Geschichte einen Live-Stream zu machen“, erklärt Theis das Projekt.
Invest in Menschen und Zukunft
„Wir haben an der Technik gespart, um mehr Geld für die Musikerinnen und Musiker ausgeben zu können, die in diesen Zeiten auf jedes Engagement angewiesen waren“, bemerkt der Chorleiter. Nur zwei Pausen gab es im ganzen Stream – immer dann, wenn in der Kirche die CO2-Ampel angesprungen ist. Ein Live-Stream – eine Erfahrung, die er nicht missen möchte, auch wenn er sich wieder auf Projekte in Präsenz freut.
„Wir planen für 2022 und hoffen auch noch weitere Fördermittel generieren zu können, um den Verein finanziell wieder stabiler zu stellen“, sagt Theis. Zu Pandemiezeiten in solche finanziellen Vorleistungen zu gehen war ein Risiko – ein Risiko, das für den Jungen Chor Stuttgart und seinen Chorleiter ein kalkulierbares war. Trotz aller Einschränkungen muss der Chor kaum Mitgliederschwund verzeichnen. „Für uns war das alles ein wichtiges Invest in unsere Zukunft“, schließt Theis.