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SINGEN 2017-07, Thema

Die chor.com – ein Marktplatz der Ideen

Isabelle Arnold
Moritz Puschke
1. Juli 2017
Schwäbischer Chorverband

Moritz Puschke berichtet, welchen Stellenwert die chor.com in der Chorszene hat und warum sie so wichtig ist.

Zum vierten Mal veranstaltet der Deutsche Chorverband (DCV) vom 14. bis zum 17. September 2017 die chor.com in Dortmund. Zu diesem großen Branchentreff und Fachkongress werden erneut mehr als 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Die chor.com bietet mit ihrem umfangreichen Programm ChorleiterInnen, Musikpädagogen, KirchenmusikerInnen, Chormanagern sowie SängerInnen in mehr als 150 Workshops, Intensivkurse, Coachings und Reading Sessions für alle musikalischen Genres, Ensembleformen und Leistungsstufen. Die Bandbreite der Themen reicht von Alter Musik bis Beatboxing, vom Singen mit Kindern bis zum Singen mit Senioren und von Chormanagement bis CD-Produktion. Ein vielfältiges Konzertprogramm komplettiert das Angebot.

Von den Anfängen

Moritz Puschke ist nicht nur Künstlerischer Geschäftsführer des Deutschen Chorverbandes, sondern auch der Kopf, der hinter der chor.com steckt. Mit seinem Team stellt er bereits die vierte chor.com in Dortmund auf die Beine und ihm gehen noch lange nicht die Ideen aus. „Ich merke bei diesem Format immer wieder: Das war die Marktlücke, das hat gefehlt.“ Das Fundament der chor.com wurde auf einer anderen großen Branchenmesse, der Frankfurter Musikmesse, gelegt. Dort trafen die Aktiven in der Chorszene auf Verlage und Institutionen und schnell wurde klar, dass eine neue Form des Branchentreffs gefunden werden muss. „Ich habe eine Art Auftrag gespürt“, erklärt Puschke. Eine bundesweite Plattform für die Interessen und Fortbildungen der ChorleiterInnen und Macherinnen und Macher der Chorszene gab es bis dato nicht in Deutschland. Dass es diese Plattform nicht gab bedeutete aber mit Nichten, dass nicht der Bedarf hierfür da war. Wie hoch das tatsächliche Interesse an einem solchen branchenbezogenen Netzwerktreffen war, zeigte sich bei den hervorragenden Anmeldezahlen zur ersten chor.com 2011 sehr schnell. Und auch nach drei erfolgreichen Veranstaltungen ist die Erfolgsgeschichte noch lange nicht zu Ende. „Das Format hat sich so etabliert, dass es auch andere Städte gibt, die sich für das Konzept chor.com interessieren“

Ein neues Konzept für die Chorszene

„Das Konzept ließ sich wie selbstverständlich schreiben. Ich war erstaunt, dass es so etwas noch nicht gab und freue mich wirklich, dass es sich gut etabliert hat“, freut sich der künstlerische Leiter. Etwas wie die chor.com auf die Beine zu stellen, das erfordert Durchhaltevermögen, Organisation, aber vor allem auch gute Unterstützer. Moritz Puschke ist heute noch begeistert, wie angenehm der Start des chor.com-Konzeptes war. „Der Bund, das Bundesland Nordrhein-Westfalen und die Stadt Dortmund hatten gleich Vertrauen in das Konzept und den Deutschen Chorverband.“ Ein solches Programm braucht eine Anlaufphase. Für ihn und sein Organisationsteam um Dörte Zillessen war die vergangene dritte chor.com die bisher rundeste, auch wenn viele Besucher dieses Gefühl schon nach der ersten Ausgabe hatten. Der Grund-
satz bleibt aber auch nach der dritten chor.com: Man lernt nie aus und muss organisatorisch, aber auch thematisch immer am Ball bleiben. „Du musst der Seismograph sein. Du musst sehen, du musst spüren, welche Themen, welche Typen könnten in der Szene relevant werden“, so der Künstlerische Leiter.

„Wir haben ganz viele Leute kennengelernt und ganz viele Wege bereitet“, erklärt Puschke. Als besonders angenehm empfindet er, dass mit Dortmund von Anfang an ein verlässlicher Partner gefunden wurde. Die Qualität hätte sich nicht so gut etablieren können, wenn alle zwei Jahre wieder neue Räumlichkeiten hätten gefunden werden müssen. Die Kontinuität eines Veranstaltungsraumes vereinfacht in der Organisation vieles. Man kennt die Ansprechpartner, man kennt die Wege und im Zweifel sogar die passende Steckdose. „Das Schöne an der chor.com ist, dass die Wechsel nicht da sind.“

Warum chor.com?

Die bessere Frage ist hier: Warum erst jetzt! Die chor.com hat in Deutschland einige wichtige Alleinstellungsmerkmale. Das erste ist der Marktplatz der Ideen. „Welche Themen habt ihr, die euch unter den Nägeln brennen“ – das sind die Kernfragen, die sich vor der Organisation jeder chor.com stellen. Auch die Frage, an wen sich der Branchentreff richtet, wurde zunächst stark diskutiert. „Heute ist klar, an welche Zielgruppe wir uns wenden: Es geht um die, die sich um die Geschicke des Chores bemühen“, erklärt Puschke. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, wie der Branchentreff aufgebaut ist. Die chor.com soll eine Wohlfühloase sein. Gleiche unter Gleichgesinnten. „Die chor.com richtet sich gezielt an die Chorleiterinnen und Chorleiter, die Verlegerinnen und Verleger, die Verbände und wirklich an die Macherinnen und Macher der Chorszene. Das höchste Ziel ist es, die Leute zu berühren, zu öffnen und miteinander in Dialog zu bringen“, so Puschke und das spiegelt sich im Aufbau der gesamten Veranstaltung wider. Ein entscheidender Faktor: „Alles muss unter einem Dach sein. Du musst diese Chorszene – so heterogen und bunt sie ist – zusammenbringen“, sagt der Organisator. Bei der ersten Veranstaltung hatte man Workshops auch an anderen Orten in der Stadt durchgeführt. Dies hat sich aber recht schnell als nicht glücklich erwiesen – die weiten Wege verursachten Stress anstatt das Netzwerken zu fördern.

Was macht die chor.com aus?

Ein besonderer Aspekt der chor.com ist das breite Spektrum der Angebote und die gewollte Verschränkung der Themen und Genres. Es ist durchaus im Sinne des Veranstalters, wenn jemand wegen Workshops zu Bach kommt und dann bei einem Beatbox-Kurs begeistert hängen bleibt. „So berührt sich die Szene“, freut sich der Künstlerische Leiter der chor.com.  Es ist wichtig die Themenvielfalt abzubilden. So finden sich neben Seminaren zu Themen wie „Gregorianik“ und „Pop“ auch Angebote für die Bereiche „Management“ und  „Vereinsrecht“.  Auf die Mischung kommt es an. Bei einer solchen Anzahl an Workshops geht es vor allem auch darum, zum einen „Magnete“ zu haben, die Publikum anziehen, zum anderen aber auch darum, Platz zu schaffen für Innovationen und eher Randthemen, die eben auch ihren Platz benötigen, um sich etablieren zu können. „Die chor.com ist ein Marktplatz der Ideen. Aber, wenn ich als Chorleiter nach Hause komme, muss ich das sofort umsetzen können“, sagt Puschke. Workshops, Messe, Konzerte und runde Tische – ohne diese vier Formate ist die chor.com nicht vorstellbar.

Die Messe

Ob Verlag, Podesthersteller, Instrumentenverkauf oder Sängeröl. Die chor.com im Kongresszentrum Westfalenhallen bietet viele Informationen, Neuheiten und oft auch Musik zum Anfassen. Dabei geht die Präsenz der Aussteller aber auch über ihre Stände hinaus und das ist durchaus so gewollt. Gerade Verlage sind hier gerne bereits sich in das Programm hineinzudenken und nicht nur Ideen einzugeben, sondern auch ganze Workshops zu veranstalten. So werden sie bei dieser Fachmesse eben nicht nur als Verkäufer, sondern als kompetente Fachleute vom Publikum wahrgenommen. Die Verlage sind und bleiben wichtige Partner, Mitdenker und Ratgeber der chor.com. Wie fruchtbar diese Herangehensweise ist, lässt sich am Beispiel des „Alternativen Chorleitungsbuches“ zeigen. Kurz nach Erscheinen des Buches war es Thema eines Workshops auf der chor.com. Bereits dort hat sich abgezeichnet, dass der Titel viel Potenzial hat. Heute soll das Werk sogar in weitere Sprachen übersetzt werden.

Die Konzerte

Sie sind nicht nur die Highlights eines jeden Abends, sondern auch eine weitere Säule des Programms. „Alle Ensembles, die wir engagieren, müssen vermittlungsfähig sein.“ Darauf bestehen Moritz Puschke und sein Team. So müssen alle, die auf die Bühnen am Abend wollen auch etwas zu den Workshops beitragen. Diese Verbindung wirkt sich auf vielen Ebenen positiv aus. Vor allem aber im Zwischenmenschlichen. Es gibt nicht allein das Konzerterlebnis, sondern darüber hinaus den Einblick in die Arbeitsweisen den Alltag. Sicherlich aber auch ein paar Tricks und Kniffe für die eigene Arbeit. „Hinter allem steckt ein Handwerk. So kann man Dozenten und Künstler erleben und vor allem auch kennenlernen“, so Puschke. Es heißt also: Runter vom Podium, rein in den Manegeworkshop.

Die Workshops

Auch 2017 wird es wieder fast 150 Workshops geben. Da sollte für jeden etwas dabei sein. Die übliche Seminardauer ist eineinhalb Stunden, es gibt aber zudem Module, die aufeinander aufbauen und einen tieferen Einblick in die Thematik zulassen. „Diese breite Angebotspalette – nennen wir sie mal chormusikalischer Apothekerschrank – ist das eine, aber in 90 Minuten wird man nicht seinen Chorleitungsalltag reformieren“, erklärt Puschke das Dilemma. Für Teilnehmer, die es also wirklich wissen wollen, gibt es wieder einige Meisterkurse bei Größen wie Florian Helgath, Hans-Christoph Rademann, Oliver Gies und Felix Powroslo. Diese Kurse geben den Teilnehmern einen einzigartigen Einblick in die Arbeitswelt bedeutender Könner. Eine Anmeldung zu den Meisterkursen auf der chor.com ist noch bis 16. Juli 2017 möglich.

Die runden Tische

Der chor.com-Talk gehört von Anfang an zu den tragenden Säulen. Interessante Gesprächspartner diskutieren über aktuelle Themen. Ein Platz für Information, aber auch ein Ort, an dem unverbindlich dem Vortrag gelauscht wird, abseits der Workshops. Die Wirkung nach außen, aber auch in den Verband hinein: „Die chor.com ist zu einem Qualitätsgaranten geworden nach dem Motto: Wenn die dort waren, kann man die nehmen. Ich würde mir wünschen, dass die Anfragen zu diesem Bereich noch mehr werden“, so Puschke. Das chor.com Büro ist ganzjährig besetzt und steht für Anfragen in Bezug auf Künstler und Dozenten gerne zur Verfügung. Ziel ist es, dieses Netzwerk allen noch besser zugänglich zu machen und noch besser einzubinden. So freuen sich die Organisatoren natürlich auch über Rückmeldungen, zum einen natürlich zur chor.com selbst, aber auch zu Themen, die behandelt werden könnten und zu Dozenten, die geeignet sind. Information ist schließlich keine Einbahnstraße und eine solche Veranstaltung soll eben auch nicht am Bedarf der Zielgruppe vorbei organisiert werden.

Gibt es ein Motto?

Großveranstaltungen wie eben die chor.com stehen normalerweise immer unter einem großen Motto. Darauf wird beim Branchentreff bewusst verzichtet, um nicht unnötig einzuschränken. Die chor.com hat vielmehr den selbstgewählten Auftrag in die Breite zu gehen. Gut sortiert durch alle möglichen Anwendungsgebiete findet sich mit großer Wahrscheinlichkeit ein passendes Rezept zu vielen Problemstellungen. Sicherlich bietet aber auch dieser „Apothekerschrank“ – so ausgewogen und gutbestückt er auch ist – nicht die Patentlösung für alle Komplikationen im Bereich der Chorszene, er bietet aber gute Lösungsansätze und eine aus­gezeichnete Plattform für Diskussionen und Kontakte für die richtige Lösung.

Motto nein, Leitthema ja

Die chor.com hat – wie bereits gelesen – bewusst kein Motto. Dem unbenommen hat sie in diesem Jahr aber zum ersten Mal ein Leitthema: Alte Musik – und das aus gutem Grund: „Heinrich Schütz, das ist die DNA der Chormusik“, erklärt Puschke begeistert. „Wer mit Schütz nicht umgehen kann, der wird auch mit Bach und Mozart Probleme kriegen. Da steckt so viel zum Thema Rhythmus, Doppelchörigkeit und sogar vom Groove drin. All diese Themen haben eben auch ganz viel mit moderner Musik zu tun.“

Die jungen Wilden

„Ich finde, es gibt eine junge Chorleiterinnen- und Chorleitergeneration, die ziemlich ausgeschlafen ist und die jetzt gerade in die Topjobs nachrückt“, freut sich Puschke über die aktuelle Entwicklung und weiß, dass Veranstaltungen wie die chor.com zum Erfolg dieser neuen Generation durchaus durch eine passende Plattform beitragen. „Da werden Stars geboren, möchte ich jetzt nicht sagen, aber man setzt auch Zeichen“, sagt Puschke.

Es geht ein Ruck durch die Chorszene und das kann man mittlerweile ganz klar spüren. „Mich stört immer mehr die sehr deutsche Teilung zwischen U und E, alt und neu. Es geht um geil oder nicht geil, Leidenschaft oder nicht Leidenschaft. Es geht auch darum, ob du berührt wirst oder nicht. DAS ist entscheidend“, stellt Moritz Puschke fest. „Es kann auch mal Abstriche geben bei der Intonation. Die Frage ist doch am Ende immer: Erreichst du deine Sängerinnen und Sänger, dein Publikum? Und wenn du die Leute berührst, dann kommen deine Sängerinnen und Sänger mit großer Lust zur Chorprobe, was wiederum die Grundvoraussetzung für tolle Musik und volle Konzerte ist.“ So werden im Chorbereich die Weichen auf Zukunft gestellt. Und noch einen weiteren positiven Trend erkennt Puschke in den letzten Jahren: „Offensichtlich interessieren sich die jungen Leute wieder dafür Chorleitung zu studieren und daran kann man sehen, dass es vielleicht doch nicht mehr ganz so uncool ist wie vor 20 Jahren. Es scheint wieder ein Berufsbild zu sein, das Anerkennung findet.“ Das sind Entwicklungen, die durchaus positiv stimmen können.

Isabelle Arnold im Gespräch mit Moritz Puschke

Schwäbischer Chorverband

Schwäbischer Chorverband, Veranstaltung, Verband
Die chor.com – ein Marktplatz der Ideen
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