App, Software & Co: Welche technischen Mittel Chöre praktisch unterstützen können
Chorleiter:innen kennen das Problem: Die Probenzeit ist begrenzt, die Vorbereitung auf Konzerte oft intensiv und nicht alle Chormitglieder können gleichermaßen schnell neue Stücke lernen. Intonation, Rhythmus und Textsicherheit sind ständige Baustellen, die sich ohne zusätzliche Unterstützung nur schwer optimieren lassen. Hinzu kommt die wachsende Bedeutung digitaler Medien für die Organisation und musikalische Arbeit. Wie können also moderne Technologien genutzt werden, um die Proben effizienter zu gestalten und die musikalische Qualität zu steigern? Es lohnt sich ein Blick auf die folgenden technischen Hilfsmittel, die den Probenalltag revolutionieren könnten.
Die All-in-One-Chorverwaltungs-App
Apps, die Organisation, Repertoire-Management und Probenplanung kombinieren, gibt es einige. Zum Chor-Management wurden bereits in der SINGEN 05/25 einige Apps vorgestellt. Diese sind für die Ensembleleitung besonders wichtig, weil sie die zentrale Figur ist, bei der alle Informationen zusammenkommen müssen.
Intelligente Übehilfe für Sänger:innen
Das Dilemma kennen sicher viele: Die Chorleitung bittet um zusätzliches Üben zu Hause, weil ein Stück noch nicht richtig funktioniert, das Konzert naht, aber noch viele andere Stücke auf dem Repertoire stehen, die ebenfalls geprobt werden wollen. In der darauffolgenden Probe haben nur all jene die Stücke vorbereitet, die sich sowieso mehr vorbereiten als andere. Der Rest hat es aus fehlender Zeit, fehlender technischer Hilfe (wie z. B. ein fehlendes Klavier) leider nicht geschafft. Wie kann man nun ansetzen? Hilfreich ist beispielsweise die App Carus Music, die hochwertige Übungsdateien mit eingeblendeter Notenansicht bietet – ideal für das individuelle Vor- und Nachbereiten der Stimme. Da das Programm dem Carus-Verlag gehört, kann es auch nur Noten nutzen, die bereits im Programm eingespeichert sind, also Stücke, die von Carus verlegt wurden.
Moises ermöglicht das Isolieren von Gesangsstimmen, das Anpassen von Tonhöhen und das Verlangsamen von Liedern.
Egal ob Tonleitern oder Intervalle erkennen, spielen, konstruieren oder lesen – mit der App The Ear Gym wird eine große Übungsauswahl in Gehörbildung und Harmonielehre geboten. Sie ist eine Übungsapp für Anfänger:innen und ist speziell für das Üben zu Hause gedacht und hilft ideal, die eigenen Schwächen zu verbessern. Pluspunkt: Die App ist kostenlos.
Ähnlich verhält es sich bei der App Perfect Ear, die sowohl für Android als auch für Apple verfügbar ist. Die Grundfunktionen sind kostenlos, einige Features müssen aber gekauft werden (0,99€ – 2,99€). Hier gib es vorgefertigte Übungen, Tests und ein integriertes Lexikon.
Eine bekannte App ist MuseScore, die ideal zum Erstellen von Midi-Übedateien geeignet ist. Dabei steht eine große Auswahl an Instrumenten zur Verfügung und kann auch für andere Musikstücke bzw. Besetzungen wie Klavier, Klavier und Gesang, Gitarre, Orchester oder Blasmusikinstrumente genutzt werden. Die Community kann außerdem eigene Partituren hochladen, die genutzt werden können. MuseScore bietet viel Inhalt für wenig Geld, gerade für Neueinsteiger:innen im Notensatz ist es sehr nützlich. Notenlesen ist hier essentielle Voraussetzung. Für Fortgeschrittene gibt es auch die Möglichkeit, die Noten via MIDI-Keyboard einzuspielen.
Die ideale Vor- und Nachbereitung von Proben bietet auch PlayScore2, mit der Noten eingescannt und vom Programm erkannt werden. Die Noten können dann vom Programm in verschiedenen Tempi und von verschiedenen Instrumenten vorgespielt werden. Auch Transponieren ist möglich. Ideal für das Üben zu Hause. Nach einem ähnlichen Prinzip arbeitet auch die App ScanScore. PlayScore2 ist teilweise fehleranfällig, an einer dritten Version wird aktuell gearbeitet. Scanscore hat hierbei eine bessere Bewertung, kostet allerdings mindestens 29€.
Die App Earz bietet einen spielerischen Ansatz zum Üben von Tempi, Noten, Musikstilen, Theorie und Gehörbildung. Diese Spiele sind bereits vorhanden, können aber auch selbst neu kreiert werden.
Digitale Noten mit smarter Blätterfunktion
Vor allem viele junge Sänger:innen singen vermehrt mit Tablet. Natürlich braucht es auch hier digitale Noten-Apps, die durch automatisches oder Bluetooth-gesteuertes Umblättern (insbesondere für die am Klavier sitzende Chorleitung) die Proben erleichtern.
Nkoda Das Netflix für Noten; Zugriff auf über 100.000 Titel, viele große und kleine Verlage, monatlicher Betrag für Zugriff.
forScore bietet eine umfangreiche digitale Notenverwaltung mit Anmerkungs- und Blätterfunktionen.
MobileSheets ist eine Android-App für das digitale Notenmanagement mit Unterstützung für Bluetooth-Pedale. Allerdings ist sie mit ca. 19 € recht kostenintensiv.
Piascore (nur für Apple) ermöglicht das Umblättern per Kopfbewegung oder Fußpedal und bietet ein eingebautes Metronom.
Zusätzliche technische Hilfsmittel
Nicht nur Apps dienen als technische Unterstützung. Weitere haptische Dinge können sein:
• Ein Bluetooth-Pedal zum Blättern: besonders praktisch für Pianist:innen und Dirigent:innen mit digitalen Noten.
• Klemmleuchten für Notenmappen: ideal bei schlechten Lichtverhältnissen im Konzert oder bei Außenproben.
• Tablet-Halterungen für Notenständer: stabiler Halt für digitale Notengeräte während der Probe oder auf der Bühne.
• Mobile Lautsprecher (mit Akku): praktisch für Stimmproben oder Proben ohne Klavier.
• Kompakte Aufnahmegeräte oder Mikrofone: zum einfachen Mitschnitt von Proben und zur klanglichen Selbstkontrolle.
Digitalisierung als Chance für Chöre
Der Proben- und Konzertalltag in Amateurchören ist oft geprägt von begrenzter Zeit, unvollständiger Besetzung, herausfordernden Licht- und Raumbedingungen und organisatorischen Hürden. Moderne technische Lösungen wie Apps oder andere Hilfsmittel können eine konkrete Erleichterung ermöglichen. Sie können helfen, die musikalische Qualität zu sichern, auch wenn nicht alle Stimmen vollständig besetzt sind. Sie unterstützen eine flexible Probenplanung, verbessern die individuelle Vorbereitung der Sänger:innen und sorgen mit smarter Hardware für einen reibungslosen Ablauf bei Proben und Konzerten.
Nicht jede App/ jedes Hilfsmittel ist dabei gleichermaßen sinnvoll für jeden Chor. Auf KI-gestützte Analyse-Tools oder komplexe Online-Probenplattformen würden viele Chöre im Alltag verzichten können – sei es aus Budgetgründen oder weil der technische Aufwand nicht im Verhältnis zum Nutzen steht. Stattdessen lohnt sich der Fokus auf bezahlbare, praxisnahe Werkzeuge, die sowohl Sänger:innen als auch der Chorleitung konkret helfen.