Ein Plädoyer für die Aufgabenverteilung
„Wer kann nächstes Jahr den 1. Vereinsvorsitz übernehmen?“ „Wer kennt sich mit Finanzen aus und kann unserem Chor als Kassenwart behilflich sein?“ „Wir brauchen dringend noch einen Schriftführer!“
Diesen und ähnlichen Fragen und Appellen begegnet man in der Chorwelt immer wieder. Chöre sind meist als ehrenamtlich organisierte Vereine strukturiert – Vorstandsmitglieder und helfende Hände für verschiedene Aufgabengebiete rund um den Choralltag werden also immer gebraucht. Dabei gibt es gute Gründe, sich für ehrenamtliche Tätigkeiten in einem Verein zu entscheiden und freiwillig Zeit und Energie für gemeinnützige Zwecke zu investieren: Neben der Möglichkeit, einen positiven Beitrag zu einer Chorgemeinschaft zu leisten, kann ehrenamtliche Arbeit auch die persönliche Entwicklung fördern, indem sie die Kommunikationsfähigkeiten, Führungskompetenzen und soziale Intelligenz verbessert.
Wie kommt es also, dass die eingangs zitierten Fragen vielen Menschen wohlbekannt sind? Teilweise sind dafür sicher gesamtgesellschaftliche Entwicklungen verantwortlich: Die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit verwischen oder […]
Aspekte von Kommunikation als Angelpunkt eines harmonischen Chorgefüges
Viele Chöre sehen sich mit der Aufgabe konfrontiert, aktiv neue Mitglieder zu werben, sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenbereich. Die nicht nur daraus resultierende Herausforderung ist, Mitglieder auch zu halten. Beides erfordert Maßnahmen, Vorgehens- und Verhaltensweisen, die einladend, konstruktiv, Zusammenhalt stärkend und motivierend sind. Vieles davon hängt unmittelbar mit Kommunikation zusammen, als einem Aspekt von Führungsstil seitens der Vereinsverantwortlichen, aber auch untereinander. Sowohl intern als auch im Kontakt nach außen. Die SINGEN hat mit der Stuttgarter Mediatorin Regina Ritter und Theo Strauch, systemischem Coach und Supervisor, gesprochen und sie zu verschiedenen Aspekten von Kommunikation in Vereinen befragt. Dabei ging es u.a. um die allgemeine Kultur des Austauschs und des Informationsflusses innerhalb eines Vereins; die Expert:innen machten aber auch Vorschläge für Vorgehensweisen bei chorspezifischen Herausforderungen.
Interview Regina Ritter
Welchen Stellenwert hat Kommunikation aus Ihrer Sicht in der Vereinsarbeit?
Kommunikation ist – egal, ob […]
Junge Menschen im Ehrenamt: Studien geben Aufschluss über Engagement und Potenziale
Ohne Vorstand kein Verein. Immer wieder sehen Chöre ihr Weiterbestehen gefährdet, wenn es nicht ausreichend Freiwillige für die Vorstandsämter gibt. Dabei engagieren sich – verglichen mit anderen Bereichen wie Sport oder Bildung – in Kunst und Kultur überdurchschnittlich viele Menschen ehrenamtlich. Das belegt der Deutsche Freiwilligensurvey, die umfassendste Erhebung zum bürgerschaftlichen Engagement in Deutschland, seit 1999 alle fünf Jahre durchgeführt, zuletzt 2019.
So hat sich der Anteil der in Kunst und Kultur ehrenamtlich Engagierten seit 1999 mehr als verdoppelt, von vier auf neun Prozent. Ein knappes Drittel dieser Engagierten hat auch eine Vorstandfunktion inne, deutlich mehr als beim Durchschnitt aller Engagierten (26 Prozent). Es bestehe ein hoher Bedarf zur Übernahme solcher Aufgaben, „da die Organisationen sehr zahlreich und oft klein sind“, heißt es in der 2022 vorgelegten Studie „Freiwilliges Engagement in Kultur. Teilhabe, Beteiligung, Potenzial“ der Bundesvereinigung Kulturelle […]
Wie kann man Menschen für ehrenamtliche Arbeit gewinnen?
Chöre sind auf Ehrenamtliche angewiesen, die sich für den Chor engagieren. Doch ehrenamtliches Engagement ist kein Selbstläufer, sondern muss gezielt gefördert werden. Dazu gehört, gute Rahmenbedingungen für Engagierte zu schaffen.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Ansätze, um Ehrenamtliche zu gewinnen: Der eine ist der gabenorientierte Ansatz. Voraussetzung dafür ist, dass bereits potenzielle Engagierte bekannt sind. Bei diesem Ansatz wird analysiert, welche Fähigkeiten, Gaben und/oder Qualitäten potenzielle Ehrenamtliche mitbringen. Anhand dieser vorhandenen Gaben kann anschließend überlegt werden, welche Aufgaben die jeweilige Person übernehmen könnte.
Der andere Ansatz ist der bedarfsorientierte Ansatz. Dabei prüft man: Was braucht unser Chor? Welche Aufgabenbereiche sollen durch Ehrenamtliche abgedeckt werden? Zunächst werden also mögliche Aufgaben für Ehrenamtliche zusammengestellt und anschließend passende Personen für die verschiedenen Aufgaben gesucht.
Die Schritte der Ehrenamtskoordination, die im Folgenden erklärt werden, beziehen sich auf den bedarfsorientierten Ansatz.
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Schritt: Bedarf erfassen
In einem ersten Schritt […]
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Frischer Wind in den Vorstand!
Die Überschrift zu meiner heutigen Kolumne mag manchen überraschen und fragen lassen, ob sie nicht aus der Zeit gefallen ist. Es sei doch manches im Argen, vor allem in Sachen Überalterung und Vorstandsnachfolge.
Das Vereinswesen in Deutschland, aber auch im Bereich des Schwäbischen Chorverbandes, hat eine lange Tradition; das Vereinswesen im heute nach wie vor praktizierten Sinne geht auf die liberalen und nationalen Bewegungen rund um die Revolution von 1848 zurück. Damals wehte der Wind der Befreiung von der Obrigkeit frisch, stark und nachhaltig. Dass sie letztlich scheiterte, war das Ergebnis der Uneinigkeit der beteiligten politischen Gruppen und die Restauration der „alten Mächte“, die zur Wiederherstellung der vorherigen Machtverhältnisse führte. Die Revolution verschwand, die Vereine blieben. Der Fortdauer ihrer Existenz war hilfreich, dass sie auch ohne ihren politischen Anspruch – Freiheit und Demokratie – ihren Sinn und ihre Aufgabe behielten (Musik, Sport, Theater etc. […]
„Dieweil man auf der Sängerreise sehr leicht kommt aus dem rechten Gleise“
Sonne, blauer Himmel, saftiges Frühlingsgrün oder buntes Herbstlaub – Ausflüge in die Natur kann man zu allen Jahreszeiten machen – sofern das Wetter mitspielt – und die Mitwirkenden auch.
„Wenn nach des Winters Schnee und Eis / Die Bäume stehn in Blüten weiß / Dann, Sohn, in diesen Wonnetagen / Fährt der Verein auf einem Wagen / Hinaus ins grüne Waldrevier, / Dort singt man dann bei Wein und Bier / Und hat zuweilen viel Vergnügen, / Doch manchmal kann man Schläge kriegen, / Dieweil man auf der Sängerreise / Sehr leicht kommt aus dem rechten Gleise!“
Mit diesen Worten, die schon etwas vom weiteren Verlauf der Ereignisse erahnen lassen, beginnt Wilhelm Grimm seine 1898 veröffentlichte „lustige Geschichte in Knittelversen“: „Die verunglückte Sängerfahrt“. Der Autor, ein Kaufmann und Hobby-Dichter in Obernkirchen, hat hier ein schon in der Kaiserzeit […]