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SINGEN 2017-02, Thema

Von Kopf bis Fuß auf „singen“ eingestellt

Daniela Pöllmann
1. Februar 2017
Ein erfolgreicher Auftritt beginnt nicht erst mit dem ersten Takt des Stückes, sondern mit der geistigen Einstellung zum Konzert.

„Nachher gehe ich singen. Wir geben ein Konzert.“ In diesem einfachen Satz steckt mehr drin als man denkt. Denn ich „gehe“ tatsächlich. Nur die wenigsten werden schleichen, rennen oder von der Decke abgeseilt. Ich „gehe“ und vollziehe einen sonst alltäglichen Bewegungsablauf. Und ich werde vom Publikum beobachtet. Der ein oder andere macht sich dabei einen Wimpernschlag lang Gedanken über das Wie. Wie sehe ich aus? Wie laufe ich?

Wer von Ihnen im Alltag beim schnellen Treppensteigen schon einmal kurz über den Bewegungsablauf nachgedacht hat kennt sicherlich die Folgen. Dieser kurze Augenblick der Selbstbeobachtung unterbricht den Bewegungsablauf. Ihre Körperspannung erhöht sich. Sie kommen ins Stocken, straucheln im schlimmsten Fall. Auf jeden Fall wird sich dieser Augenblick in Ihrer Mimik widerspiegeln.

Stellen Sie sich nun folgendes Szenario vor:

In wenigen Sekunden gehen Sie auf die Bühne.Sie haben kalte Füße, unterhalten sich mit einem Chorkollegen noch über den zurückliegenden Wochenstress. Beim GEHEN fragen Sie sich, ob Sie alle Noten richtig in die Notenmappe einsortiert haben. Sobald Sie auf Ihrer Position stehen, ziehen Sie ihr Oberteil „unauffällig“ nach unten (warum auch immer, es sitzt perfekt), dann kurz der Blick zum Nachbarn. Prima, heute steht er endlich mal nicht zu weit weg. Und nun multiplizieren Sie diese Gedanken in Variationen. 40 Sängerinnen und Sänger betreten die Bühne. Gedanken von „oh, hoffentlich klappt alles“ bis hin zu „ich hätte doch noch mal auf die Toilette gehen sollen“. Oder einfach nur ein „______“. Was sehen Sie? 40 Individuen mit unterschiedlichster Körperspannung und Gesichtsausdruck.

Dieses Beispiel ist natürlich überspitzt. Abgeschwächt aber immer wieder im Choralltag zu beobachten. Ein Konzert beginnt jedoch nicht erst mit dem ersten Ton. Es beginnt, wenn der erste Akteur die Bühne betritt. Die Bewegung, der Gang ist dabei gekoppelt an unsere Gedanken, unsere Atmung, ist Rhythmus. Der Einatemimpuls zum „Losgehen“ ist vergleichbar mit dem Startschuss beim 100-Meterlauf. Vorher sind die Sportler in Ihrer Startposition. Hoch konzentriert mit ihrem Ziel vor Augen. Keine Ablenkung. Präsenz pur.

Stellen Sie sich vor dem nächsten Auftritt die Frage, was denken wir beim „Gehen“ auf die Bühne? Mit welcher Dynamik, welchem Rhythmus gehen wir auf die Bühne? Wo schauen wir hin? Entwickeln Sie ein Ritual, einen Startschuss noch vor dem Start. Und achten Sie darauf, dass von da an keine privaten Gespräche mehr geführt werden. Diese Gespräche können die bis dahin gemeinsam aufgebaute Bühnenpräsenz wieder zunichtemachen.

Lassen Sie uns beim Beispiel des Sportlers bleiben. Hier wird es als selbstverständlich erachtet, dass der Körper fit ist, den Anforderungen entsprechend trainiert wird. Beim Singen verhält es sich ähnlich. Unser Körper, unsere Atmung und Stimme sind unverzichtbar zu trainierende Bausteine. Bausteine, welche auch Ausdruck unserer Persönlichkeit sind. Wir, das sind u. a. auch unsere Körperhaltung, die Art und Weise, wie wir uns äußern und gebärden.

Für einen präsenten Bühnenauftritt ist es wichtig, dass das Instrument Körper bestmöglich aufgestellt ist. Machen Sie eine kleine Checkliste. Schütteln oder klopfen Sie alle Anspannung (gedanklich wie körperlich) ab. Stellen Sie sich von unten nach oben schrittweise ein. Fangen Sie bei Ihren Füßen an. Wie stehe ich? Habe ich guten Bodenkontakt? Sind meine Kniegelenke locker? Stehe ich ohne Hohlkreuz? Ich spüre die Aufrichtung durch meine Wirbelsäule. Ich richte meine sieben Halswirbel auf und spüre, wie mein Kopf wie von alleine auf dem letzten Wirbel balanciert wird. Sind meine Schultern locker? Hängen meine Arme entspannt? Sind meine Hände entspannt?

Laufen Sie anschließend mit allen Chormitgliedern durch den Raum. Finden Sie ein gemeinsames Tempo. Nutzen Sie dabei den ganzen Raum. Gehen Sie nicht im Kreis. Achten Sie dabei auf Ihre Körperaufrichtung und auf eine gleichmäßige Atmung. Lächeln Sie sich an, begrüßen Sie sich. Erfassen Sie den ganzen Raum und schauen Sie nicht auf den Boden.

Wenn Sie nun auch noch text- und notensicher sind, genau wissen, was Sie singen, den Subtext kennen, Freude und Spaß daran haben, für Ihr Publikum zu singen, steht einem Auftritt mit guter Bühnenpräsenz nichts mehr im Wege. Der Satz „nachher gehe ich singen“ ist dann nicht mehr nur eine Floskel, sondern ein ganzheitlicher Gedanke. Denn Sie sind von Kopf bis Fuß auf SINGEN eingestellt.

 

Über die Autorin

Daniela Pöllmann, Jahrgang 1969, ist seit ihrem Diplomabschluss an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart als freiberuflich Schaffende seit nun schon 17 Jahren auf und vor der Bühne zu Hause (Schauspiel, Performance, Moderation, Sprechkunst, Regie, Choreographie und Coaching für Chöre). Sie ist zudem Dozentin für Phonetik und Sprecherziehung an der Universität Stuttgart, Stimm- und Sprechtrainerin und seit 2013 als Klinikclown „Libella“ für die Stiftung Humor Hilft Heilen (Dr. E. v. Hirschhausen) im Stuttgarter Raum im Einsatz.

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