Im Remigius Kammerchor singen junge Erwachsene zwischen 20 bis 35 Jahren anspruchsvolle Chorliteratur.
Im Remigius Kammerchor singen projektweise um die 30 junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren anspruchsvolle klassische Chorliteratur. Dafür nehmen viele von ihnen lange Wege auf sich. Hier singt die Generation Y.
„Fast alle unserer Sängerinnen und Sänger kommen aus der Region um Nagold. Zu den Probenphasen zu kommen ist also für viele wie nach Hause zu kommen“, sagt Chorleiterin Anna-Katharina Kalmbach. Die SängerInnen reisen 2-3 mal im Jahr aus München, Köln oder Ilmenau an, um an den Probenphasen des Remigius Kammerchores teilzunehmen.
Gegründet hat sich der Remigius Kammerchor vor 13 Jahren als Ehemaligenchor der Christophorus Kantorei Altensteig. Ein Teil der SängerInnen stammt daher aus Altensteig. Als der damalige Leiter Mathias Flury ans Otto-Hahn-Gymnasium in Nagold wechselte kamen viele SängerInnen aus den dortigen Chören hinzu. Noch heute besteht ein enges Verhältnis zur Stadt Nagold und der dortigen Remigius-Kirchengemeinde, die sich auch im Namen des Chores wiederfindet.
Vielfältige Aufgaben vom Chor getragen
2014 übernahm Anna-Katharina Kalmbach die Hauptleitung des Chores, die sie sich saisonweise zunächst mit Marius Mack und heute mit Johannes Kalmbach teilt. Mit dem Wechsel begann der Chor sich auch organisatorisch neu zu orientieren. Die vielfältigen Aufgaben im Chor auf mehrere Schultern zu verteilen sei ein wesentlicher Grund gewesen, sich mit der Idee einer Vereinsgründung zu befassen, so Kalmbach. Daneben sei der Chor natürlich auch auf Spenden angewiesen. „Wir haben einige Juristen im Chor“, so die Chorleiterin, „die haben die Vereinsgründung mit vorangetrieben und eine Satzung geschrieben“.
Heute ist der Chor ein eigenständiger Verein. Ein junger Vorstand lenkt die Geschicke und ist für die organisatorischen Aufgaben zuständig. Die künstlerische Leitung bringt das musikalische Programm mit ein. Die Jahresplanung entsteht dann in Zusammenarbeit mit dem Vorstand. Diese Arbeitsteilung ist wichtig, denn die größten Herausforderungen bezüglich der SängerInnen der Generation Y sind die Mobilität und die sich ständig verändernden Lebensumstände. „Leute, die wegziehen kommen gerne wieder, aber natürlich ist es immer eine Herausforderung, an einigen
Wochenenden teilzunehmen. Spätestens, wenn dann aber Kinder in die Familien kommen, wird es äußert schwierig verlässlich mit den SängerInnen zu planen”, gibt die Chorleiterin zu bedenken. Daher sei es vor jeder Projektphase wieder spannend, bis die geforderte Besetzung zusammengetrommelt wurde.
Die Generation Y ist ganz Chor
Lange Zugfahrten, Noten und Texte zu Hause üben, warum machen Jugendliche das? Im Remigius Kammerchor ist die Freude an der Gemeinschaft ein entscheidender Faktor. Viele der Mitglieder kennen sich aus anderen Chören, der Schulzeit oder schon die Geschwister haben mitgesungen. Daher ist es auch wichtig, dass bei den Projektwochenenden neben den Proben genügend Zeit für gemeinsame Aktivitäten und Gespräche bleibt. Um eine CD mit Weihnachtsliedern von Friedrich Silcher aufzunehmen, war der Chor kürzlich auf Schloss Freudental zu Gast. Im kommenden Jahr geht es nach Prag, vergangene Reisen führten das Ensemble u. a. nach Hamburg, Venedig oder Rom. Die gemeinsamen Erlebnisse prägen die Sängeund machen den Chor zu ihrem Chor.
Doch obwohl die Chorleiterin und die SängerInnen häufig gleich alt sind und sich lange kennen, ist klar, so Kalmbach, dass „wenn ich vorne stehe, bin ich der Chef“. Die SängerInnen haben Spaß daran, auf einem hohen Niveau Chormusik zu erarbeiten, dafür ist natürlich Disziplin gefordert. Dass der Chor eine gute Gemeinschaft ist, scheint für die musikalische Arbeit dabei von Vorteil. Nur zum Töne üben, so die Chorleiterin, würde sie die SängerInnen nicht zusammenbekommen. Die jungen Menschen kommen, weil sie musikalisch etwas erreichen wollen.
Sie wollen gemeinsam hochkarätige Chormusik zur Aufführung bringen. Und dafür haben sie mit dem Remigius Kammerchor ihre Heimat gefunden und diesen nach ihren Vorstellungen geschaffen.
Johannes Pfeffer