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Singen & Stimme, SINGEN 2019-12

,,Wir sind wie eine Familie!“

Dorothee Ackermann
1. Dezember 2019

Tag der Kinderstimme lockt 350 Menschen nach Ludwigsburg

Nahezu 370 singbegeisterte Kinder Jugendliche und rund 120 Teilnehmer haben sich am 16. November in der Jugendmusikschule in Ludwigsburg zum ,,Tag der Kinderstimme“ getroffen. Bei Konzerten, Workshops und einer Podiumsdiskussion drehte sich alles um das ,,Singen“ – sowohl im familiären Bereich als auch in Kindergarten und Schule. Die Botschaft des Tages: Singen kann noch viel mehr als Spaß machen – und wirklich jeder kann es lernen.

,,Ich hab immer gern und viel gesungen; und ich bewundere meine Mutter, dass sie es mir nicht verboten hat. Denn es gibt Aufnahmen von mir, die rollen einem die Zehennägel auf. Furchtbar“, lacht Bettina von dem Bussche. Die elegante, grauhaarige Frau im roten Rollkragenpullover sitzt im Workshop ,,Jeder kann Singen“ und erzählt erfrischend ehrlich von ihren persönlichen Erfahrungen.

Bis sie 20 Jahre alt war, habe sie keinen Ton getroffen und das auch bemerkt, grinst sie. ,,Ich habe irgendwann Gesangsunterricht bekommen und dadurch hat sich der Muskelapparat verändert. Ich habe zu der Zeit auch geturnt und der Gesangsunterricht war, als würde ich ein neues Trainingsgerät entdecken. Ich war echt verschwitzt nach der Stunde.“ Bettina von dem Bussche ist Musik- und Rhythmuslehrerin und ihre Botschaft an die anderen Kursteilnehmer ist heute: Jeder kann Singen lernen! Einen möglichen Weg dorthin stellt die Workshopleiterin Verena Rothaupt vor: die ,,Ward-Methode“.

 

Neue Methoden kennenlernen

Es ist eine Methode, die verschiedene musikalische Elemente trainiert: Stimmbildung, Gehörbildung, rhythmische Bewegungen, metrische Muster, Improvisation und Notation. ,,Die Kinder lernen das immer in kleinen Schritten von drei bis vier Minuten und nach 20 Minuten singen sie einfache Melodien vom Blatt“, sagt Verena Rothaupt. Die Ward-Methode wurde von der amerikanischen Musikpädagogin Justine Bayard Ward (1879-1975) entwickelt; ihre Grundlage der Methode ist die relative Solmisation, bei der jedem Ton eine Silbe und ein Handzeichen zugeordnet wird. Vereinfacht gesagt singen die Kinder am Ende die Silben, bewegen ihre Hände je nach Tonhöhe auf und ab und lernen, einen Ton, auf den in der Notation ein Punkt folgt, zu halten: ,,Sie können vom Blatt singen, sie können sauber intonieren, sie können mit ihrer Stimme umgehen, sie können Noten lesen“, so Rothaupt.

 

,,Durch Singen kann man viel Spaß ins Üben bringen“

Ein paar Räume weiter sitzt Judith Wiesebrock mit dem Rücken zum Klavier auf einem Stuhl und fixiert die aufmerksamen Zuhörerinnen. Sie legt ihre Hand an die Brust, beugt sich nach Vorn und dröhnt ,,Jooooaaaah!“ Die Frauen auf der Gegenseite machen es ihr nach. ,,Das ist die Bruststimme“, erklärt Wiesebrock. Es sei wichtig, mit Kindern in der richtigen Tonlage und im richtigen Register, also Brust- oder Kopfstimme, zu singen. ,,Wenn ich das Gefühl habe, ich kann noch eine halbe Stunde so weiter singen, dann ist es richtig“, sagt sie.

In ihrem Kurs geht um das ,,Singen im Instrumentalunterricht“. Das gestalte den Unterricht nicht nur abwechslungsreicher, sondern könne gerade bei kleineren Kindern für die nötige Pause sorgen, zum Beispiel wenn die Posaune zu schwer wird. Bei Instrumenten wie dem Klavier oder der Geige können die Instrumentalisten auch während des Spielens singen – und auch bei der Querflöte gehe das. ,,Es klingt dann nur anders“, lacht Wiesebrock. Ziel des Singens im Unterricht ist es neben der Abwechslung laut Wiesebrock, dass der Schüler die Melodie im Ohr hat: ,,Wenn mein Kind im Unterricht die Melodie singen kann, dann weiß es, wie es klingt und dann kann es sich auch zu Hause beim Üben korrigieren“, sagt sie.

Auf dem Gang drängen sich zehn Kinder in gelben T-Shirts der Chorakademie Pforzheim vor einem Tisch mit Brezeln und Getränken. Sie hatten gerade ihren Auftritt und unterhalten sich aufgeregt. ,,Der Auftritt hat Spaß gemacht“, sind sich die 13-jährige Maxine und ihre Chorfreundin Mascha einig. ,,Singen ist toll! Man lernt viele neue Lieder kennen, sogar in anderen Sprachen wie Schwedisch“, strahlen sie. ,,Wir sind wie eine Familie“, macht Hanne, 12 Jahre alt, klar.

 

,,Man kann Musik nicht gegen Mathematik oder Fremdsprachen ausspielen“

Insgesamt sechs Partner waren an der Planung und der Durchführung des Tages der Kinderstimme in Ludwigsburg beteiligt: der Schwäbische und der Badische Chorverband, die Jugendmusikschule Ludwigsburg, der Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs, die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg und die Stiftung ,,Singen mit Kindern“. Mit der Barockstadt wurde aus Sicht von Johannes Pfeffer, Vorsitzender der Chorjugend im Schwäbischen Chorverband, ein passender Ort gewählt: 70 Partner widmen sich laut dem Ersten Bürgermeister Ludwigsburg, Konrad Seigfried, hier der musikalischen Bildung. Johannes Pfeffer sieht den Tag als ersten Schritt in die richtige Richtung: ,,Unser Ziel ist es, dass der Tag der Kinderstimme im nächsten Jahr in den jeweiligen Städten regional als Vernetzungstreffen veranstaltet wird“. Denn immer weniger Kinder können Singen, in den Schulen entfällt oft der Musikunterricht. Auch im Kindergartenbereich werde oft nicht mit den Kindern gesungen. ,,Mir macht das Lust, das Thema anzugehen. Wir können niemandem die Schuld geben, dazu ist die Realität zu komplex“, findet Pfeffer, ,,die Erzieher singen mit den Kindern nicht, weil sie es nie gelernt haben und die Schulleiter haben das Thema oft nicht auf dem Schirm.“ Es lohne sich deshalb, in Gespräche zu investieren, denn ,,Singen ist eine elementare Äußerung. Kinder singen von sich aus, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie es von den Erwachsenen erschwert bekommen. Deshalb ist es wichtig, dass wir sie dabei unterstützen und fördern“, ist Pfeffer überzeugt.

Den in der Podiumsdiskussion nach dem Mittagessen angesprochenen Gegensatz zwischen den abprüfbaren Kenntnissen in Mathematik oder Englisch teilen Pfeffer und auch einige Pädagogen an diesem Tag nicht. ,,Der Gegensatz besteht nur, wenn wir über Kunstgesang sprechen. Singen hat eine positive Wirkung auf die Gesundheit, fördert die sprachlichen Fähigkeiten und entwickelt die Persönlichkeit. Das kann man nicht gegen Mathematik oder Fremdsprachen ausspielen.“ Allerdings sei das schwer an die Politik zu vermitteln. Es sei deshalb notwendig, miteinander ins Gespräch zu kommen, denkt Johannes Pfeffer.

Am späten Nachmittag treffen sich alle Teilnehmer in der Ludwigsburger Reithalle zum Abschlusskonzert. Unter den aufmerksamen Blicken der Zuhörer und den bunten Lichtern der Bühne bringen die Mädchenkantorei am Domkirche St. Eberhard und der Knabenchor collegium iuvenium ihre Stimmen zum Klingen. Bei rauschendem Applaus werden die Kinder und Teilnehmer schließlich in den Novemberabend entlassen – mit der Erkenntnis, dass wirklich jeder Singen lernen kann.

Wie dieses Projekt weitergeführt wird, erfahren Sie unter: www.tag-der-kinderstimme.de.

Kinderchor, Schwäbischer Chorverband, Singen
,,Wir sind wie eine Familie!“
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