Weil Musik Gemeinschaft und Lebensqualität ist:
Musik gehört in jedem Lebensalter zum Leben dazu. Doch gerade im Alter ist es oft nicht leicht, am gemeinschaftlichen Singen weiter teilzunehmen. Die Ausbildung zum #Lebenslangmusik-Begleiter will diesem Mangel entgegentreten.
Sylke Ehrle: Das Programm #lebenslangmusik zielt hauptsächlich auf Senioren. Es gibt sehr viele, die daheim wohnen und durch die Angst, sich durch Begegnungen mit anderen Leuten anzustecken, immer mehr vereinsamen. Wir planen, sobald es möglich ist, mit Chorsängern speziell zu solchen Menschen zu gehen und vom Fenster aus, also mit coronakonformem Abstand, mit den Leuten zu singen. Ich würde mir sehr wünschen, dass wir solchen Leuten ein bisschen mehr Freunde bringen können und sie zum Singen ermutigen können, damit die Musik sie weiter durch den Alltag trägt.
Wir planen mit dem Chor zusammen speziell zu solchen Menschen zu gehen und vom Fenster aus mit den Leuten zu singen. Ich würde mir sehr wünschen, dass wir solchen Leuten ein bisschen mehr Freunde zurückbringen können und sie zum Singen ermutigen können, damit die Musik sie weiter durch den Alltag trägt.
Isabelle Arnold: Gemeinschaft und gerade jetzt auch Einsamkeit sind ganz große Themen. Hat Dich das zur Ausbildung motiviert?
Sylke Ehrle: Ja, wobei nicht nur. Ich hatte ein Schlüsselerlebnis und zwar bei einer Chormitgliederversammlung. Es waren Mitglieder, die nicht mehr mitsingen, also Ehrenmitglieder, dabei, die mir an diesem Abend ihr Herz ausgeschüttet haben. Sie sagten, wenn wir das Radio an machen, hören wir nur englische Lieder und wir können nirgends mitsingen. Das ist so schade und wenn wir jetzt hier zusammen in der Mitgliederversammlung sind, singt jeder Chor sein Ding, aber wir kennen die Lieder nicht. Wir können nicht mitsingen. Wir haben natürlich daraufhin schon in der Mitgliederversammlung etwas verändert und für Gelegenheiten gesorgt, dass ALLE ausgiebig zum Singen kamen. Nun stelle ich mir vor, dass wir zu Leuten im Ort gehen und wir mit ihnen Lieder singen, die sie kennen. Bei Volksliedern z. B. habe ich schon oft festgestellt, dass ich einen Zettel brauche, während die Senioren die Verse noch auswendig kennen. Das bewundere ich sehr. Ob auswendig oder mit Text: Das gemeinsame aktive Singen ist wunderbar und wir wissen, was das mit einem macht. Wie das nachklingen kann.
Isabelle Arnold: Es wäre schön, wenn Du uns kurz Deinen Hintergrund erklären könntest. Warum hast Du teilgenommen? Was hat Dich qualifiziert oder motiviert bei der Ausbildung teilzunehmen?
Sylke Ehrle: Ich habe vor Corona schon längere Zeit, fast schon zehn Jahre hier im örtlichen Seniorenstift mit den Senioren gesungen. Ich ging also mit meiner Gitarre dahin und wir haben gemeinsam Lieder gesungen. Aber das war für mich so ein runter singen von den Liedern und dann war es wieder vorbei. Gut, da waren auch wirklich viele Senioren dabei, da kann man nicht auf einzelne eingehen oder mit ihnen „arbeiten“, wie wir es jetzt hier lernen und manche haben auch nur zugehört und auf seine Art war es auch schön und hat viele erfreut. Aber bei der Art, die ich eben jetzt lerne und entdecke, hat es mich einfach begeistert, dass ich viel mehr aus den Liedern machen kann und die Lieder so für die Senioren viel intensiver erlebt werden können.
Isabelle Arnold: Gab es für Dich etwas, worauf Du Dich besonders freust, wenn die Ausbildung fertig ist?
Norbert Scherer: Also was für mich jetzt inspirierend war, waren von den anderen Teilnehmern Hinweise auf Kontakte, an die man sich hinwenden kann, um auch einfach mal zu gucken, wo gibt es denn Bedarf.
Das ist insofern, eines der Highlights, weil ich mir sage: ja gut, ich kann für mich Musik machen, in meinem stillen Kämmerchen, aber ich mache es ja nicht zum Selbstzweck. Ich möchte damit Freude bereiten und insofern weiß ich jetzt schon mehr, wie vor dem Seminar, wie ich auf bestimmte Einrichtungen zugehen kann, um zu gucken wer könnte sich darüber freuen.
Isabelle Arnold: Wem würdest Du dieses Seminar empfehlen?
Norbert Scherer: Meine Empfehlung ist einfach mal so ein Seminar mitzumachen. Einfach zu hören welche Möglichkeiten gibt es denn, das geht ja über die eigentliche Musik hinaus, es geht auch um Bewegungstherapie usw., also einfache Bewegungen oder tänzerische Bewegung. Man erfährt auch viel über die Stimmlage älterer Menschen, die ja oftmals etwas eingeschränkt ist und bekommt auch Hinweise, welche Instrumente da geeignet sind.
Isabelle Arnold: Die Ausbildung ist Corona-bedingt im Schwerpunkt online mit nur mit einem Präsenz-Tag. Funktioniert das Konzept für Dich?
Sylke Ehrle: Ich finde es sogar richtig gut. Ich wohne auf dem Land und ich hätte sonst eher schlechte Chancen an so einer Ausbildung teilzunehmen. Es wäre ein zusätzlicher Aufwand und ich wüsste nicht, wie ich das in meinen normalen Tagesablauf hineinbekomme. Also in der Hinsicht ist es für mich auf jeden Fall gut. Überhaupt nutze ich die Corona-Zeit intensiv für Fortbildungen. Ich nehme das als etwas Positives in dieser Corona-Zeit wahr. Auf das Seminar bezogen: Ja, ich bin total gespannt, wie es dann sein wird, wenn wir endlich wieder gemeinsam mit Chorsängern & mit Senioren singen können und dabei das Konzept umsetzen können (wenn´s sein muss auch mit Abstand).
Isabelle Arnold: Wie wichtig ist der Netzwerkgedanke in Bezug auf diese Ausbildung?
Norbert Scherer: Das hilft auf jeden Fall. Das begleitet mich schon mein ganzes Berufsleben und ohne Netzwerk ist man eigentlich aufgeschmissen. Also Netzwerk erleichtert vieles sowohl im privaten wie auch im beruflichen Bereich.
Isabelle Arnold: Wie wichtig ist es, dass der Schwäbische Chorverband in Kooperation mit „Lebenslang lebendig Mensch“ eine solche Ausbildung anbietet?
Norbert Scherer: Ich sag mal so, dadurch ist es auf eine breitere Basis gestellt. Wenn man hier in einem kleinen Verein wie #lebenslangmusik da vor sich hin wurschtelt, dann würde man einfach nicht so viele Menschen erreichen.
Über den Schwäbischen Chorverband der selbst eine relativ große Mitgliederzahl hat, da sprechen wir wesentlich mehr Menschen an und ich hoffe, dass auch mehr Interessenten gewonnen werden können.
Interessant ist natürlich die Partnerschaft auch, weil der SCV über diese Ausbildung hinaus auch noch weitere Kurse anbietet. Ich hätte von mir aus gar nicht so reingeguckt, was es da noch gibt, aber die Mitarbeiterin lässt die Angebote immer ein bisschen einfließen und dann sagt man okay, wenn es bei mir zeitlich passt, warum nicht.
Isabelle Arnold: Hat dir das neue Einblicke für Deine Arbeit mit der Drehorgel gegeben?
Friedlinde Engeser: Ja selbstverständlich vor allem auch Handwerkszeug – welche Lieder nehme ich? Welche Bewegung mache ich? Welche Materialien kann ich mitbringen – Bücher oder welche Instrumente, Klanghölzer und diesen Koffer, den ich mir ganz persönlich zusammenstelle, was so meine Sachen sind, die mir gefallen. Was mir gefällt kann ich auch besser rüberbringen.
Bisher komme ich ja mit der Drehorgel und versteck mich eher dahinter, aber ich kann das jetzt ausbauen. Ich kann sagen, ich bringe vielleicht einen Spieler mit, der Drehorgel spielt, aber ich kann auf die Menschen zu gehen und kann mit ihnen zusammen dann Bewegungen bis hin zu einem kleinen Tänzchen machen, oder sie dazu animieren, mitzusingen, nach den Regeln, die ich nun auch lerne.
Isabelle Arnold: Bringt diese Tätigkeit auch persönlich etwas?
Friedlinde Engeser: Das erzählen mir meine Kunden, die mit Drehorgeln in Einrichtungen gehen immer wieder. Wenn ich etwas mache, wenn ich ins Altersheim gehe, gehe ich super glücklich wieder nach Hause. Vor allem weil die Spieler auch überwiegend Menschen sind, die nicht mehr berufstätig sind, die eine Aufgabe suchen, aber natürlich auch eine Erfüllung suchen, im Sinne von wozu bin ich eigentlich heute aufgestanden. Und ich finde das ist eine ganz schöne Wechselwirkung, ja finde ich ganz schön.
Ich finde es auch toll, dass man die Menschen bewusst anspricht und sammelt. Ich glaube, viele arbeiten ehrenamtlich, aber dass man sie auch professionell schult und motiviert, anleitet, gibt der Tätigkeit eine ganz andere Klasse. Ich weiß nicht, ob man das Klasse nennen kann, aber es bekommt einem anderen Wert.