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Aus der Geschichte, Singen & Stimme, SINGEN 2021-05

Sängereichen, Schubertlinden und ein Kirschbaum Silchers Gedenkbäume…

Rudolf Veit
1. Mai 2021

Gedenkbäume der Sängerschaft für ihre Liedschöpfer  

„Gedenkbäume“ werden meist zur Erinnerung an ein Ereignis oder an eine Person gepflanzt. Als lebende Naturobjekte mit einer kulturellen Denkmalsfunktion nehmen sie eine Mittelstellung zwischen Natur- und Kulturdenkmalen ein.  

Bäume haben für uns Menschen eine große Symbolkraft. Sie recken schon seit Urzeiten in unseren Schöpfungsmythen als Paradies- und Lebensbäume ihre Äste in den Himmel und stützen diesen als Weltenbäume. Oft dienen sie auch als Sinnbilder des menschlichen Lebens; so verbinden wir eine Genealogie stets mit dem Bild des Stammbaums. Die große Bedeutung und Wertschätzung der Bäume zeigt sich nicht zuletzt in zahllosen Gedichten und Liedern. 

 

Der Brauch, Gedenkbäume zu pflanzen, ist zwar schon etwas älter, er gewann aber erst im 19. Jahrhundert so richtig an Fahrt. Das lag vor allem an der Entwicklung des Vereinswesens. Vereine unterschiedlichster Richtung wie z. B. Sänger- und Sportvereine, aber auch gewerbliche und kirchliche Organisationen, waren häufig die Initiatoren solcher Pflanzungen, und sie sind es auch heute noch.  

 

Eichen und Linden 

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreichte das Setzen von Gedenkbäumen dann einen ersten Höhepunkt. Geehrt wurden damit neben Politikern (z. B. Bismarck) und Herrschergestalten auch bedeutende Persönlichkeiten aus der Kultur, besonders Dichter und Komponisten. Als Anlass einer Pflanzung nahm und nimmt man meist Geburtsjubiläen und Todestage, aber auch bedeutende Ereignisse, z.B. sich rundende Jahrtage von Vereinsgründungen. Als Setzlinge hat man früher meistens Eichen und Linden genommen. Diese Bäume sind nicht nur seit langer Zeit im europäischen Volksleben und Brauchtum fest verwurzelt, sie bringen auch für die ihnen zugedachte Rolle als Denkmal eine wichtige Eigenschaft mit: Ihre hohe Lebenserwartung von zum Teil über 1000 Jahren. 

 

Dresdener Sängereiche 1865 

 

Eine frühe Baumpflanzung aus dem Kreis der Sängerschaft ist die „Sängereiche“ auf den Elbwiesen in Dresden. Sie wurde im Juli 1865 anlässlich des 1. Deutschen Sängerfestes in der Sachsenmetropole von einem Sängerverein gestiftet. (Das erste Bäumchen ging allerdings kurz darauf ein, an seiner Stelle gedeiht heute eine Nachpflanzung vom November 1865.) 

Eichen, besonders standhafte „Tiefwurzler“, werden in unserer Kultur vor allem mit Eigenschaften wie Stärke und Männlichkeit, aber auch mit Tugenden wie Mut und Treue verbunden. Seit der Epoche der Romantik und der Nationalidee sind sie zudem ein Symbol der „Deutschen Nation“. Eichenlaub diente außerdem als Siegeszeichen und taucht häufig als Motiv auf Sängerfahnen auf. 

 

Sängerlinde vom Engelberg 1878 

 

Häufiger als auf „Sängereichen“ stoßen wir auf „Sängerlinden“. Eine frühe Pflanzung dieser Art war die „Sängerlinde“ auf dem Engelberg bei Leonberg. Sie wurde 1878 anlässlich der Gründung des „Strohgäu-
Sängerbundes“, eines Vorläufers des heutigen Chorverband Johannes Kepler, gepflanzt. Initiiert hat diese Setzung ein damaliger Sängerfunktionär namens Lindenberger. Die Linde gilt in unserer Kultur als Symbol für Liebe und Freundschaft, für Güte und Bescheidenheit, für Gesundheit und langes Leben. Ihr weiches, leicht zu bearbeitendes Holz, im Mittelalter „lignum sacrum“ genannt, diente unter anderem als Schnitz-
holz für sakrale Kunstwerke.  

 

Bäume als soziale Treffpunkte und Inspirationsquelle 

 

Mit ihrer Schatten spendenden dichtbelaubten Krone war die Linde vielerorts ein Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens, ein sozialer Treffpunkt, sei es als „Gerichtslinde“ oder als „Tanzlinde“. Und sie hat viele Dichter und Musiker inspiriert. Wer denkt nicht spätestens jetzt an das Lied „Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum“ mit dem Text von Wilhelm Müller (1822), der Melodie von Franz Schubert (1827) und der Silcher´schen Umarbeitung des Werks zu einem Volkslied (1846 für vierstimmigen Männergesang veröffentlicht). 

Kein Wunder, dass wir unter den musikalischen Gedenkbäumen zahlreiche „Schubertlinden“ und etliche „Silcherlinden“ vorfinden, fast alle gepflanzt von Sängervereinen. Allein in Wien wurden 1928 zu Schuberts 100. Todestag sechs Schubert-Linden gepflanzt. Silcher-Linden wiederum finden wir vor allem in dessen schwäbischer Heimat, z. B. in Weinstadt-Strümpfelbach und im Wendlinger Stadtteil Unterboihingen; letztere ist sogar ein eingetragenes Naturdenkmal. 

 

Sängerbäume in der Gegenwart 

 

Auch in der Gegenwart sind Baumsetzungen durch Sängervereine noch immer beliebt. Die „Sänger-Linde“ in Rottenburg-Oberndorf wurde 1982 gepflanzt. Bei jüngeren Baumsetzungen greift man aber immer weniger auf Linde und Eiche zurück (obwohl sie in Zeiten des Klimawandels durchaus ihre Vorzüge besitzen). Jetzt hört man immer wieder, dass z. B. auch Obstbäume zum Einsatz kommen und auf Streuobstwiesen eingebracht werden. Dass sie eine kürzere Lebensdauer haben, stört dabei nicht, ökologische Überlegungen stehen immer mehr im Vordergrund. Außerdem lässt sich auch mit toten Bäumen noch etwas anfangen, wie das letzte Beispiel zeigt. 

 

Friedrich Silcher hat in seinem Gedicht „An meine Heimat“ einen Kirschbaum an einem Bach erwähnt, unter dem er sich während seiner Kindheit oft mit Freunden vergnügt hat. Dieser Baum steht noch immer, allerdings nicht mehr am Dorfbach, sondern seit 1912 im Silcher-Museum: als Kirschbaum-Kommode! 

 

Foto: RV

Geschichte, Öffentlichkeitsarbeit
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