Das Konzert begann mit dem viergliedrigen a cappella- Chorsatz „Super flumina Babylonis“ von Pierluigi Palestrina. Palestrinas Stil, die kontrapunktische Vokalpolyphonie, vorwiegend A-Capella, ist für Jahrhunderte zu einem Vorbild in der Kirchenmusik geworden. Der Chor bewältigte dieses Stück mit sauberer Intonation und klarer Textaussprache. Danach folgten zwei unbekannte Frühwerke von Josef Gabriel Rheinberger. Mit 15 Jahren schloss Rheinberger die Komposition seiner Graduale ab. Er wählte einen Text, von dem überhaupt nur eine weitere Vertonung bekannt ist, die von Michael Haydn stammt. Das Graduale ist ein lebendiges Stück mit einem für Rheinberger eher untypischen Wechsel von Tutti/Soli bzw. Forte/Piano-Passagen. Sehr frisch und lebendig erfolgte dieser Chorvortrag. Die kurze Cantate „Lobt den Namen des Herrn“ für Soli, Chor und Orgel stammt aus Rheinbergers Studienzeit am Konservatorium für Musik in München. Die Solostellen wurden bei beiden Stücken mit Chorsängerinnen und Chorsänger besetzt. Bei der Motetto a sei voci handelt es sich um die Erstfassung des berühmten Abendlieds Bleib bei uns op. 69,3. Rheinberger hatte die Motette nur wenige Tage vor seinem 16. Geburtstag komponiert. Dieses bisher unbekannte Stück verlangte viel Dynamik, die vom Chorleiter Taro Yashiki fein herausgearbeitet und vom Chor umgesetzt wurde. Sehr bereichernd an diesem Abend war der Gesang der beiden Solisten. Sarah Behrendt, mit ihrem wundervollen Sopran und teilweise anrührender Interpretation bei Les Berceaux von Fauré, und bei Pie Jesu im Requiem, sowie Lukas Schmidt-Wedekind im Requiem mit seiner kraftvollen, den Raum füllenden Bariton-Stimme.
Im Mittelpunkt des Konzertes stand das Requiem op. 48 von Gabriel Fauré. Das Werk wurde erstmals nicht in einer Mischfassung, sondern in seiner Gestalt (Kammermusik) aus dem Jahre 1889 aufgeführt. Diese unterscheidet sich von der Letztfassung sowohl in musikalischer
Hinsicht als auch in der Besetzung, denn sie verwendet noch keine Flöten, Klarinetten und Fagotte. Folgende Besetzung war vorgesehen: gemischter Chor, Solo mit Sopran und Bariton, Solovioline, zwei Viola, zwei Violoncelli, Kontrabass, Orgel, Harfe. Zur Aufführung kam die eher selten aufgeführte 2. Fassung von 1889 mit vorgenannter kleiner Orchesterbesetzung. Die Instrumentalisten setzten sich aus Streichern der Tübinger Musikschule sowie Jochen Stübenrath, an der Harfe und Michael Kuhn an der Orgel zusammen. Alle Akteure waren gut aufeinander eingespielt und gaben dem Chor die erforderliche Unterstützung bei diesem, nicht einfach zu singendem Werk. Mit sicherem Dirigat hielt der Chorleiter den Chor und die Instrumentalisten zusammen. Vom Chor wurde viel Dynamik (schnelle Wechsel von forte zu piano und umgekehrt) gefordert. Der Chor sang mit sauberer Intonation und präziser Sprache und Dynamik.
So wurde dieses Konzert wieder zu etwas Besonderem und wurde am Ende mit langanhaltendem Applaus gefeiert.
Für das Jahr 2027 steht bereits die nächste Planung an. Der Chor widmet sich dann Beethoven und seinen Zeitgenossen. Dabei gibt es dann Werke von Beethoven, die unbekannt sind, oder auch Bearbeitungen von Zeitgenossen Beethovenscher Kompositionen. So z.B. wird auf die Melodie der „Mondscheinsonate“ ein Kyrie zu hören sein. Man darf also bereits auf das nächste Konzert gespannt sein. Die Proben beginnen im Januar 2026 und enden mit dem Konzert im April 2026. Wer Interesse hat, bei diesem Projekt mitzumachen kommt einfach bei einer der nächsten Proben vorbei. Probentermine unter www.Projekchor-Schoenbuch.de
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