• Nina Ruckhaber im Gespräch mit Christian Wulff, Präsident des Deutschen Chor-
    verbandes, über die Zukunft des Verbandes und die Rolle der Vereine in Deutschland

    Ruckhaber: Sie sind seit 6 Monaten Präsident des Deutschen Chor-
    verbandes (DCV). Welches sind die aktuellen Themen, mit denen Sie
    sich im Verband beschäftigen?

    Wulff: Übernommen habe ich das Amt des DCV-Präsidenten, um die
    Lobbyarbeit für das dt. Chorwesen zu verbessern, das Ansehen von Chormusik und Chören zu erhöhen und das Bewusstsein zu verbrei-
    ten, wie wertvoll Chöre für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind.
    In den von Ihnen genannten ersten Monaten habe ich den Eindruck
    gewonnen, dass wir den Mitgliedsverbänden des DCV den Wert und
    die Bedeutung der eigenen Mitgliedschaft vor Augen führen müssen,
    dass wir den Verband insofern ein Stück weit reformieren und basis-
    näher organisieren müssen, dass wir also mehr Hilfe vor Ort anbieten
    müssen, als von der Zentrale her zu denken. Ich […]

    „Chöre sind wichtig für den Zusammenhalt“

  • Ein Jugendchor kann mehr als nur eine lustige Singstunde und ein gutes Konzert. Ein Chor kann bewegen – musikalisch, aber auch gesellschaftlich.

    Wie wichtig die Themen Demokratie und soziale Werte in der Gesellschaft sind, wie leicht sie aber auch in Vergessenheit geraten können, das merkt man manchmal erst, wenn es schon fast zu spät ist. Dass man früh Tendenzen erkennen kann und sollte und sich seiner Verantwortung bewusst sein muss, das beweist der Liederkranz Steinenberg.

     

    In erster Linie kein Projekt, sondern eine Selbstverständlichkeit

    Steinenberg ist ein kleiner Ort in der Nähe von Schorndorf im Chorverband Friedrich Silcher. Mit unter 2.000 Einwohnern freut sich der Ort über ein ausgeprägtes Vereinsleben. Neben dem Gemischen Chor gehört vor allem auch der Jugendchor zu den positiven Erscheinungen des Ortes. Hier wird aktiv Jugendarbeit betrieben. Als 2016 die ersten Flüchtlinge in der kleinen Gemeinde […]

    Wie ein Chor soziale Verantwortung übernimmt

  • Gedanken zu einem stets aktuellen Thema aus dem Landesmusikverband Baden-Württemberg

    „Demokratie heißt, sich in die eigenen Angelegenheiten einmischen“ (Max Frisch). Das war schon lange nicht mehr so notwen-
    dig wie heute. Gerade die Friedfertigen, die Leisen und Anständigen, die es unter Sängerinnen und Sängern zuhauf gibt, müssen sich jetzt artikulieren.

    Eine Keimzelle der Demokratie

    Und wo lernt man das? Im (Instrumental- und Chor-) Verein. Historisch gesehen waren die Gesangvereine im Südwesten Keimzellen der Demokratie. Und noch heute haben Vereine die demokratischen Prinzipien in ihren Grundfesten verankert. Hier werden demokratische Strukturen und Verhaltensweisen geübt und bewahrt. Das generationsübergreifende Miteinander durch alle gesellschaftlichen Milieus und Schichten hindurch zeichnet Musik- und Chorvereinigungen besonders aus. Jüngere lernen im Verein ganz selbstverständlich von Älteren – und umgekehrt, und das nicht nur musikalisch, sondern in der Diskussion und gemeinsamen Willensbildung.

    Demokratie braucht nicht nur Diskussion und […]

    Amateurmusikvereine – die Hefe im Teig der Gesellschaft

  • Warum man Fußball und Chorsingen nicht vergleichen sollte.
    Und warum es trotzdem sinnvoll ist, es zu tun.

    Liebe Leserinnen und Leser der SINGEN,

    Hinter uns liegt wieder einmal eine Weltmeisterschaft, zwar nicht ganz so erfolgreich wie 2014, aber immerhin, wieder eine Weltmeisterschaft. Die Zahl der Bundestrainer wuchs im Juni 2018 plötzlich auf eine hohe, zweistellige Millionensumme und jeder hatte irgendwie irgendwas zu sagen. Und selbst die Fußballmuffel unter uns wussten – gewollt oder ungewollt – immer, was los war.Auch in meinen Chören war Fußball im vergangenen Juni oft Thema, ob in der Pause oder auch in der Probe selbst. Alle zwei bis vier Jahre – also passend zu EM und WM – frage ich mich, warum das so ist, und warum der Fußball gesellschaftlich eine so große Rolle spielt.

    Verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde es toll, wenn ein Land sich mit etwas gemeinsamem identifiziert und […]

    Von Äpfeln und Birnen…

  • Baden-Württembergische Amateurmusik ins Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen

    Jedes einzelne Mitglied unserer 6500 Musik- und Chorvereinigungen darf stolz auf diese Auszeichnung sein.“ Mit diesen Worten reagierte der Präsident des Landesmusikverbandes Baden-Württemberg, Christoph Palm, auf die offizielle Aufnahme der baden-württembergischen Amateurmusik ins Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes durch die Deutsche UNESCO-Kommission.

    Deren Vizepräsident Christoph Wulf sagte zur Entscheidung der UNESCO, die Amateurmusikpflege in Baden-Württemberg in das deutsche Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen, dass fast ein Drittel aller nicht-professionellen Musiker Deutschlands aus Baden-Württemberg stamme. Ein bedeutendes lokales Ereignis ohne die unmittelbare Beteiligung eines Amateurmusikvereins sei im Südwesten praktisch undenkbar. Dies sei ein beeindruckender Beleg für den kulturellen Reichtum des Landes. 

    Nach den Worten von Christoph Palm sind ca. eine Million Baden-Württemberger Mitglied in 12.500 Ensembles von Gesang- und Musikvereinen. Diese sind in drei Chor- […]

    Jedes einzelne Mitglied der Vereine darf stolz sein

  • Ein Verein, der zukunftsfähig sein will, ist offen für die Menschen

    Rund 600.000 Vereine gibt es derzeit in Deutschland. Schon diese schiere Masse ist Beweis für die Bedeutung dieser Rechtsform.
    Zugleich sind die Klagen über den Verlust der Vereinskultur laut.

    Beim Begriff „Verein“ denken die meisten wohl zuallererst an eine – oftmals gesellige – Freizeitgestaltung. In Vereinen treffen sich
    Menschen regelmäßig, um ihren Hobbys nachzugehen und Gleichgesinnte zu treffen. Ist es also eine überwiegend
    private Angelegenheit? Keineswegs.

    Vereine stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt

    „Vereine haben die wichtige Funktion, jenseits von Staat und Familie, eine soziale und kulturelle Struktur und gesellschaftlichen Zusam-
    menhalt zu schaffen.“, sagt Prof. Dr. Thomas Klie im Interview mit der Zeitschrift SINGEN. Klie ist der Leiter des Zentrums für Zivilgesellschaftliche Entwicklung (ZZE) in Berlin und Freiburg. Das ZZE ist seit 1996 in Forschung und (Politik-)Beratung national und international tätig. Es unterstützt […]

    Warum die Gesellschaft Vereine braucht

  • Druckfrisch: Das Urteil des Europäischer Gerichtshof zur Einstellung von Lichtbildern auf einer Website

    Mit der Diskussion über die Einführung der Datenschutz – Grundverordnung, die die letzten Monate in der Diskussion, im Vereinsleben und in der Fort- und Weiterbildung dominiert hat, kam auch das Thema „Recht am eigenen Bild“ wieder ins Gespräch.

    zunächst gilt grundsätzlich:

    Das Recht am eigenen Bild ist kein datenschutzrechtlich geschütztes oder relevantes Recht. Hier ist auch keine neue Rechtslage entstanden, als die Datenschutz- Grundverordnung am 25.05.2018 in Kraft trat.

    Anfertigung und Verwendung von Lichtbildern

    Die Fragen, die seither dazu gleichwohl in großer Zahl an mich gestellt wurden, befassten sich vor allem mit der Einwilligung in die Anfertigung und Verwendung von Lichtbildern. Eine beliebte Frage war – und ist – ob der Fotograf, der bei einer Vereinsveranstaltung Lichtbilder von den Anwesenden macht, der Einwilligung zur Anfertigung […]

    kurz und bündig

  • Friedrich Silchers Volkslieder und Chorsätze sind den meisten Sängern und Chorleitern wohl bekannt. Doch Silcher hatte noch weitere musikalische Pläne

    Denkt man an Silcher, fallen einem zunächst seine volkstümlichen Werke ein. Der „Meister des Volkslieds“ hat aber auch anspruchsvollere Stücke geschaffen, z.B. zwei Ouvertüren für Orchester: Dass Letztere kaum bekannt sind, liegt gewiss auch daran, dass sie erst über 100 Jahre nach dem Tod ihres Schöpfers im Druck herausgegeben wurden. (Inzwischen liegen sie auch als Tonaufnahmen auf CD vor.)

    Ouvertüren – eine kurze Begriffserklärung

    Ouvertüren sind, wie der Name schon sagt, ursprünglich „Eröffnungsstücke“ zu größeren Musikwerken, z.B. zu Sinfonien oder zu Opern. Im 19. Jahrhundert kamen Ouvertüren aber auch als eigenständige Musikstücke in Mode; als solche in keinem weiteren Zusammenhang stehende „Eröffnungsstücke“ hat man bislang auch die beiden Silcher´schen Arbeiten betrachtet. In der Literatur heißt es dazu nur, sie seien eben als Orchesterwerke „für das […]

    Silchers Ouvertüren und sein heimliches Opernprojekt